Tapeten im „Waldhaus Japan“ in Bleicherode
23.09.2024Die Gaststätte „Waldhaus Japan“ entstand vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts auf einem bewaldeten Höhenzug nahe der Stadt Bleicherode. Der zweigeschossige Fachwerkbau erhebt sich über einem massiven Sockel. Das Gebäude besteht aus einem Wohnteil und einem 1835 angefügten Fachwerk-Saalbau, der 12,5 x 9 m misst, sowie einigen weiteren Vorräumen.
Tapetenbahnen im „Waldhaus Japan“ in Bleicherode
Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz / Guido Siebert
Berühmt ist das Waldhaus wegen der Ausstattung des Saales mit zwei von der Firma Zuber & Companie aus Rixheim im Elsaß 1810 und 1838 in Grisailletechnik mit Handdruckmodeln hergestellten Papiertapeten. Die Motivtapete „L 'Arcadie“ entstand nach Entwürfen von Pierre Antoin Mongin und die weitere Wandverkleidung „Les Courses des Chevaux“ nach Zeichnungen von Jean Deltil. Vermutlich wurden die Tapeten zwischen 1838 und 1850 angekauft und zeitnah als Attraktion im Saal angebracht.
Der Zyklus „L' Arcadie“ hat sich an der Süd- und Westwand vollständig in 20 Bahnen erhalten. Das Thema geht auf den Maler und Dichter Salomon Gessner zurück, der für seine im 18. Jahrhundert beliebte Idyllendichtung bekannt war. „Les Courses des Chevaux“ zeigt in 25 Bahnen drei Pferderennen in einer idealisierten Landschaft. Die Tapete ist vermutlich das älteste in Deutschland erhaltene Exemplar und zählt zu den frühesten Drucken dieses Dekors.
Seit 2008 unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die engagierte Eigentümerin bei dem Versuch, die erlesenen Tapeten zu erhalten und weiterhin öffentlich zugänglich zu halten. Die teils brüchigen Tapeten mit Fehlstellen und Rissen, mit Spuren von Schimmel- und Insektenbefall entfalten nach der Restaurierung wieder ihren ursprünglichen Charme.
Tapetenbahnen im „Waldhaus Japan“ in Bleicherode
Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz / Guido Siebert