Alte Handwerkstechniken sind auch beim Neubau wieder gefragt
historische Bauten sind Zeugnisse der Baukunst unserer Altvorderen. Sie dokumentieren das handwerkliche Können der Maurer, Stuckateure, Maler und aller anderen gestaltenden Gewerke, die einst beim Bau der Gebäude tätig waren. In vergangenen Jahrhunderten war der Drang nach Gestaltung deutlich größer als heutzutage. Dementsprechend viel Zierrat ist an den Bauten dieser Zeit zum Teil noch zu finden. Die Konstruktion der Gebäude sollte verziert, wenn nicht sogar geschmückt werden. Die hierfür erforderlichen Handwerkstechniken waren weit verbreitet. Die Gestaltungselemente konnten die Handwerker aus entsprechenden Katalogen entnehmen. Das handwerkliche Können, das einst für den Bau erforderlich war, wird den Handwerkern und Restauratoren, die bei der Restaurierung, Sanierung und Konservierung dieser Gestaltungelemente tätig werden, auch heute wieder abverlangt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das innen und außen reich verzierte Palais Oppenheim in Köln, über das wir bereits in bauhandwerk 1-2.2022 berichtet haben. Wie die Restauratoren vor allem den Steinputz der zentralen Halle und den Stuck im Weißen Saal ergänzt und erneuert haben, zeigen wir ab Seite 16 in dieser Ausgabe der bauhandwerk.
Das im expressionistischen Stil gestaltete Postgebäude W 30 im Berliner Stadtteil Schöneberg gilt als einer der größten Postneubauten der 1920er Jahre. Bei der Umnutzung zu Wohnungen musste der expressionistische Schmuck an der Fassade und vor allem in der einstigen Schalterhalle saniert werden. Wie die Restauratoren bei der Erhaltung der Deckenmalereien in der Schalterhalle, der Fliesen in den Fluren und der Backsteinfassade zu Werk gingen, erfahren Sie ab Seite 10 in diesem Heft.
Selbst für einen reinen Neubau kommen fast schon vergessen geglaubte Handwerkstechniken wieder zum Einsatz, die wir Ihnen ab Seite 20 vorstellen: So belebten die Stuckateure die Rabitztechnik wieder beim Bau des Branchenzentrums für Ausbau und Fassade in Rutesheim, indem sie den aus Stahl bestehenden Kern der Wendeltreppe im Foyer des Gebäudes mit Stahlstäben und Rabitzdraht bekleideten und anschließend mit Stuckmörtel verputzten. Alte Handwerkstechniken sind also nicht nur in der Sanierung und Restaurierung, sondern auch beim Neubau wieder gefragt.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht