Stefan Petry hat Hilfsmittel für schnelleres Verputzen und saubere Fensterbänke erfunden
Stuckateurmeister Stefan Petry aus Bad Driburg hat eine Reihe von Hilfsmitteln entwickelt, die die Arbeit beim Herstellen hochwertiger Putzflächen oder beim Anputzen von Fensterbänken schneller, einfacher und sauberer machen. Seine Erfindungen vermarktet er mit einem eigens gegründeten Unternehmen.
Irgendwann hatte Stuckateurmeister Sefan Petry die Nase voll. In Ausschreibungen wurden immer häufiger Putzflächen in Q3 oder gar Q4 gefordert. Mit den verfügbaren Hilfsmitteln waren diese Oberflächen aber schlicht nicht herstellbar. Jedenfalls nicht mit einem vernünftigen zeitlichen Aufwand. „Wenn man handelsübliche Schnellputzprofile verwendet, hat man immer den Nachteil, dass der Putz beim Trocknen schwindet und dann die Profile hervorstehen. Außerdem bilden sich an den Übergängen nach kurzer Zeit Risse, weil Putz und Metall unterschiedlich arbeiten. Da hat man dann Ärger mit dem Auftraggeber und muss nacharbeiten“, berichtet der Inhaber eines Stuckateur und Malerbetriebes in Bad Driburg.
Entfernt man die Profile nach der Herstellung der Oberfläche, ist das erstens gar nicht einfach, weil man genau den richtigen Zeitpunkt erwischen muss, wenn der Putz noch nicht seine Endfestigkeit erreicht hat, sonst bekommt man sie entweder nicht raus oder man macht die gerade mühevoll hergestellte Oberfläche wieder kaputt. Und zweitens muss man anschließend die dabei entstehenden Fehlstellen ausbessern. Und das erfordert bei höheren Qualitätsanforderungen mehrere Arbeitsgänge und viel Zeit, weil der Putz an den Fehlstellen anders schwindet, als auf dem Rest der Fläche. Außerdem kommen häufig die Batzen, mit denen die Profile an der Wand befestigt wurden, mit heraus und verursachen riesige Löcher.
Eine Idee beseitigt zwei Probleme
Das muss auch besser gehen dachte sich der Tüftler, der nach absolvierter Ausbildung seine fachlichen Fähigkeiten sechs Jahre lang in einem auf Restaurierungen spezialisierten Betrieb erweitert hatte. Dafür entwickelte er Halter für handelsübliche Profile, die ohne Mörtel anzubringen und zu justieren sind. Seine Idee: Die Profile selbst bleiben in der Wand, nur ein zuvor aufgesteckter Kunststoffstreifen wird abgezogen und hinterlässt eine wenige Millimeter breite saubere Fuge, die man leicht schließen kann. Damit schlägt er auch noch eine weitere Fliege mit derselben Klappe: Nach dem Schließen der Fugen sind die Profile 5 mm dick überdeckt, das heißt, auch in Bädern und anderen Feuchträumen sowie im Außenbereich sind die Putzprofile vor Feuchtigkeit geschützt. „Normalerweise müssten in diesen Fällen nicht rostende Edelstahlprofile verwendet werden. Die habe ich aber noch auf keiner Baustelle gesehen. Dafür habe ich schon zahlreiche Arbeiten anderer Handwerker saniert, die in solchen Situationen verzinkte Profile verwendet haben. Die rosten, und dann fällt der Putz ab oder verfärbt sich.“
Mentor aus der SHK-Branche
Bis aus der ersten Idee ein marktreifes Produkt wurde, war allerdings nicht nur allerhand Entwicklungsarbeit nötig, sondern vor allem ein unerschütterlicher Optimus und ein an Sturheit grenzendes Beharrungsvermögen. Denn obwohl die etablierten Hersteller, denen er seine Entwürfe vorstellte, großes Interesse zeigten und seine Ideen als praktisch und umsetzbar bezeichneten, wollten sie ihm seine Ideen nicht zu einem angemessenen Preis abkaufen und zur Marktreife bringen. Doch in seinem Fall hatten sie sich damit verkalkuliert, denn der umtriebige Stuckateur, der 2007 seine Meisterprüfung abgelegt hat, verfügt über ein solides Netzwerk von Förderern, die an ihn und seine Ideen glauben und ihn deshalb unterstützen. Dabei geht es nicht nur um Geld, um beispielsweise die Anfertigung von Spritzgussformen für Kunststoffteile finanzieren zu können, sondern auch um inhaltliche und „moralische“ Unterstützung. Hier profitierte Stefan Petry besonders von Anregungen, die ihm Heinrich Leifeld – Erfinder der Leifeld-Schiene – gab, für den er vor ein paar Jahren an einem Gebäude aus Bruchsteinen Verfugungsarbeiten ausgeführt hatte. „Ich habe mir ein Herz gefasst und ihn einfach angerufen, um ihm meine Ideen zu schildern“, erinnert sich Petry. Kurze Zeit später saß er mit seinen Musterteilen und Prototypen in Leifelds Büro im 30 Kilometer entfernten Borchen. „Herr Leifeld hat meine Innovation sofort verstanden und mich mit einem seiner Zulieferer bekannt gemacht, der mir bei der Entwicklung und Herstellung meines eigenen Profils geholfen hat. Herr Leifeld hatte anfangs mit ganz ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie ich. Heute sind seine Befestigungslösungen und Systeme für die SHK-Branche Stand der Technik“, berichtet Stefan Petry von dieser Solidarität unter Erfindern.
Zwei Putzschienen-Systeme
Mittlerweile hat Stefan Petry sogar zwei unterschiedliche Systeme für Putzschienen entwickelt. Das erste, ursprüngliche System besteht aus verzinkten Abstandhaltern, die geschraubt werden, und in die dann das Profil eingeklipst wird. Auf den Steg des Profils kommt dann noch ein Kunststoffprofil, das nach dem Glätten entfernt wird. Bei diesem System verbleiben die Halter und das Metallprofil in der Putzschicht.
Bei dem zweiten System werden Halter aus Kunststoff auf die Wand geklebt. Diese Halter bestehen aus der Grundplatte und einer senkrechten, geschlitzten Gewindestange, auf die eine Kunststoffmutter gedreht wird. Mit Hilfe dieser Mutter kann man die eigentlichen Putzleisten, die im Prinzip aus einfachen Vierkantstäben aus Metall bestehen und die in die Schlitzungen der Gewindestangen gesteckt werden, sehr feinfühlig justieren. Bei diesem System verbleiben die Halter und die Kunststoffmuttern im Putz, die Vierkantstäbe werden nach dem Glätten entfernt und können mehrfach verwendet werden.
Viel Zeit gespart
Bei beiden Systemen werden die Putzprofile mit Hilfe eines Lasers genau ausgerichtet, danach kann man dann mit einer einzigen Putzlage eine perfekte Oberfläche herstellen. „Q3 oder gar Q4 bekommt man mit den am Markt verfügbaren Schnellputzprofilen nicht einlagig hin. Und die Zeit, die ich für eine zweite Lage brauche, lässt meinen Gewinn schrumpfen, zumal der Markt durch die Konkurrenz durch Putzerkolonnen aus dem EU-Ausland ohnehin schon schwierig ist“, sagt Stefan Petry. Die durch seine Systeme mögliche Zeitersparnis gleiche die geringen Mehrkosten mehr als aus. Vor allem auf kleinen Baustellen ergibt sich ein weitere Vorteil. Während man herkömmliche Schnellputzleisten mit Mörtelbatzen befestigt, die erst aushärten müssen, so dass man zum Verputzen frühestens am Folgetag nochmal zur gleichen Baustelle fahren muss, kann bei seinen Systemen das Befestigen und Ausrichten der Profile und das Abziehen und Glätten des Putzes direkt nacheinander erfolgen.
Um noch mehr Zeit zu sparen und sich die Arbeit leichter zu machen, montiert Stefan Petry die Profile nicht wie üblich senkrecht, sondern waagerecht an die Wand. So kann er das Richtscheit beim Abziehen senkrecht vom Boden aus führen und muss nicht ständig auf die Leiter klettern, um in Deckennähe zu glätten. „Außerdem macht man sich bei Innenecken leicht beim Abziehen der zweiten Wand die Oberfläche der ersten kaputt, wenn man die Kartätsche vertikal führt.“
Nie mehr verdreckte Fensterbänke
Auch für ein anderes Problem seines Gewerks hat der Erfinder eine Lösung gefunden: den Anschluss von Putz und Fensterbank. Gerade an dieser Gewerkeschnittstelle passieren häufig Fehler, wie wir schon mehrfach in der bauhandwerk berichtet haben. „In der Regel werden die Fensterbänke eingebaut, bevor der Putzer kommt. Das ist mit den bestehenden Systemen auch erforderlich, um die Anschlüsse luftdicht zu bekommen und die wasserdichte Ebene ausführen zu können“, räumt Petry ein. Allerdings habe das zur Folge, dass die Fensterbänke aufwendig abgeklebt werden müssten, um sie vor Verschmutzung durch Mörtel zu schützen. Wird die Schutzfolie anschließend entfernt, geht an diesen Stellen häufig nicht nur der Putz kaputt, so dass man nacharbeiten muss, es entstehen auch feine Spalten, die man gar nicht vernünftig abdichten kann.
Mit dem von Stefan Petry erfundendenen System wird die Fensterbank erst eingebaut, wenn alle anderen Handwerker ihre Arbeit längst abgeschlossenen haben. Um das möglich zu machen, hat er zwei spezielle Fensterbankprofile entwickelt – eins mit Gefälle für außen und eins ohne für innen –, die zusammen mit den seitlichen Anputzleisten an der Fensteröffnung befestigt werden. Auf der Brüstung wird dann mit einem Flüssigkunststoff die wasserdichte Ebene hergestellt. Darauf stellt man dann das Mörtel-Auflager für die Fensterbank her. Besonders außen erleichtert ein zum System gehörendes Werkzeug, das Ausbilden des exakten Gefälles.
Anschließend kann das Gebäude verputzt und gestrichen werden, ohne Gefahr zu laufen, die Fensterbänke zu verschmutzen und ohne ständig um die vorstehenden Bauteile herumarbeiten zu müssen. Danach werden die Fensterbänke einfach in die so vorbereiteten Öffnungen geschoben und fixiert. Im letzten Schritt wird dann noch die kleine Fuge zwischen Fensterbank und Profil abgespritzt. „Mit diesem System montiert man Fensterbänke nicht nur sauberer, genauer und schneller, es ist auch deutlich fehlertoteranter als herkömmliche Methoden“, meint Stefan Petry.
Firma für Bauinnovationen
Um seine Erfindungen zu vermarkten und anderen Handwerkern die Möglichkeit zu geben, ebenfalls davon zu profitieren, hat Stefan Petry eigens eine neue Firma, die Petry Bauinnovationen UG gegründet. Über http://petry-bauinnovationen.de gelangt man zum Webshop, über den der Stuckateurmeister ab April die Produkte vertreibt. Los geht es zunächst mit den Fensterbankwinkeln. Darüber hinaus lohnt es sich, sich öfter über Neuentwicklungen aus dem Hause Petry Bauinnovationen zu informieren. Denn eine weitere Entwicklung steht bereits kurz vor der Markteinführung. Bei diesem System wird ganz auf eine klassische, überstehende Außenfensterbank verzichtet, was ganz neue architektonische Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.
AutorThomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
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