Direktrecycling: Gebäude aus Altpapierballen

Ein Gebäude aus zu Ballen gepresstem, recycelbarem Altpapier, hat seit Anfang September 2010 seine Pforten am Rande des Industriedenkmals Zeche Zollverein geöffnet. Inspiriert von der Form der altägyptischen Mastaba-Pyramiden ist ein temporär genutztes Haus entstanden. Jedem seien seine Vorurteile verziehen, wenn von einem Bauwerk aus Altpapier die Rede ist. Stabilität, Brandschutz, Feuchtigkeit – das sind nur einige Schlagworte, die den Erfolg eines solchen Vorhabens zunächst in Frage stellen. Dass so ein Projekt jedoch nicht nur möglich ist, sondern auch Erkenntnisse hinsichtlich zukunftsträchtiger Alternativen in der Baubranche liefert, fasziniert.

„Die Idee, Häuser aus Altpapier zu bauen, folgte eigentlich einem Zufall“, erklären die Architekten Uli und Ben Dratz aus Oberhausen: „Wir sind an einem Recyclinghof vorbeigefahren und waren beeindruckt von der Ästhethik der Papierballen – dieses Patchwork an verschiedenen Farben hat uns unglaublich angesprochen. Zudem erkannten wir, dass die Papierballen bis zu 6 m hoch gestapelt waren und das Material eine beeindruckende Festigkeit aufwies“.

Schon 2007 überzeugte das ASU Planungsbüro Dratz mit dem Modell einer Stufenpyramide aus Altpapierballen die Jury des Architekturwettbewerbs „mobile working spaces“. Zwei Jahre später erfolgte die Realisierung des 16 m langen und 10 m hohen pyramidenähnlichen Gebäudes aus 550, jeweils 1,40 m langen, 1,10 m breiten und 80 cm hohen, gepressten und aufeinander gestapelten Papierballen. Nur mit Papierballen dieser Größenordnung war es möglich, die geplante, freitragende Raumkonstruktion zu erzielen. Für den Schutz gegen Feuchtigkeit sorgt Rajasil SHF (Siliconharzfarbe) auf der gesamten Dachabdeckung.

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