Gefaltet, geformt und gewürfelt: die Decke im Café Luitpold in München
Eine historisierende Deckenkonstruktion ist eines der Highlights des jüngst sanierten Café Luitpold in der Münchner City. In Anlehnung an frühere Zeiten ahmten die Handwerker dabei anhand alter Schwarzweiß-Fotos die alte Stuckateurkunst mit Gipskartonformteilen nach.
Eine mehrgeschossige Säulenhalle, ein Rokokosaal, beinahe zwei Dutzend weitere Säle: Als es 1887 eröffnet wurde, galt das Café Luitpold als eines der größten Palastcafés Europas. Nach der weitgehenden Zerstörung wurde der beliebte Treffpunkt der Münchner Literaturszene dieser Zeit in verkleinerter Form wieder aufgebaut und hat seither einen Stammplatz im Herzen vieler Caféhausbesucher der Isarmetropole.
Sanierung des Nachbaus folgt historischen Vorlagen
Als im Zuge eines Pächterwechsels nun eine Sanierung des Cafés anstand, ließen sich die mit der Planung beauftragten Münchner Architekten Demmel und
Hadler bei der Gestaltung von der historischen Vergangenheit des Cafes inspirieren. „Alte Schwarzweiß-Fotos, die die ursprünglichen Stuckdecken und die prunkvollen Säulen abbilden, dienten als Vorlagen für den neuen Deckenspiegel des ehemaligen Vestibüls“, erklärt Architekt Bernhard Demmel. Die gewählte Designvariante erweckt das historische Bild in modern reduzierter Form wieder zum Leben – und ruft zusammen mit den im Stil des Historismus konzipierten neuen Säulenkonstruktionen Erinnerungen an den Ursprung des Caféhauses hervor.
Stuckateurkunst mit vorgefertigten Gipsformteilen
Die Stuckateurkunst der Moderne basiert in diesem Fall größtenteils auf vorgefertigten Gipsformteilen, die angespachtelt und bei den Säulen mit in Handarbeit aus Gips kreierten Kapitellen kombiniert wurden. In dem modern gestalteten zentralen Café und Laden täuscht eine mit Stuccolustro gespachtelte Decke eine größere Raumhöhe in Anlehnung an frühere Zeiten vor, und auch die offene Einteilung der Sitz- und Verkaufsflächen verleiht dem Raum zusätzliche Größe.
„Aufgrund des engen Zeitrahmens haben wir die meisten Formteile in unserer eigenen Werkstatt vorgefertigt“, erzählt Lorenz Grünwald, Hochbautechniker bei der mit der Ausführung beauftragten DTB-Innenausbau GmbH. So basieren die rechteckigen Stützen auf Verkofferungen aus Gipsplatten, die auf CW-Profilen montiert und im Anschluss mit Brandschutzplatten verkleidet wurden. Eingefräste, oben und unten geschlossene Kanneluren verleihen den Stützen ihre historische Gestalt. Das Gebälk oberhalb der vom Stuckateur gefertigten Kapitelle besteht ebenfalls aus vorgefertigten, V-förmig gefrästen und anschließend zur gewünschten Form zusammengesetzten Gipskartonplatten.
Die fünf Deckenfelder, die das Vestibül zieren, hängen an Noniushängern frei im Raum. Als Unterkonstruktion dienen doppelte CD-Schienenroste, die aufgrund der niedrigen Deckenhöhe und der hohen Installationsdichte darunter so ausgerichtet werden mussten, dass die Tragschienen zwischen den Installationen verlaufen. Doppelte Beplankung mit Bauplatten fungiert als Basis für die weitere Ausschmückung der Felder. „Rund 120 verschiedene Formteile haben wir für diese Decke hergestellt und verbaut“, erinnert sich Grünwald. Quer- und Nebenbalken des Deckenspiegels wurden ebenso V-förmig gefräst und anschließend in Form gefaltet wie die Zahnleisten, die die einzelnen Deckenfelder rahmen. Sie bestehen aus rund 800 einzelnen Gipskartonwürfeln, die die Handwerker vor Ort zu einem Fries zusammensetzten. In den einzelnen Feldern integriert sind zudem die Auslässe für Lüftungsgitter, Lautsprecher und Beleuchtungskörper. Sie mussten jeweils mittig in die diversen Kleinfelder zwischen den einzelnen Stuckverzierungen integriert werden.
Auch die Decke im Restaurant vor dem Konditoreiverkauf basiert auf einem mit Noniushängern abgehängten doppelten CD-Schienenrost, der mit Gipskartonplatten beplankt ist. Die Rundung, die diesen Deckenspiegel von der höheren Decke über dem Verkaufsbereich grenzt, frästen Spezialisten direkt bei der Firma Knauf in Iphofen in Form, so dass die einzelnen Platten komplett vorgefertigt angeliefert werden konnten. Die Trockenbauer vor Ort spachtelten diesen Bereich anschließend in Q2-Qualität vor, so dass sie mit Stuccolustro veredelt werden konnten. Im Vestibül hingegen war eine Q3-Spachtelung erforderlich, um der historisierenden Deckenkonstruktion den Anstrich zu verleihen, der an den Glanz alter Zeiten anknüpft.
Mit Gipskartonformteilen ahmten die Handwerker die alte Stuckateurkunst der Decke nach