Innendämmung mit RAL-Zertifikat
Auf Basis des RAL-Gütezeichens 964 wurde zur Sicherung hoher Qualitätsstandards bei Planung und Ausführung von Innendämmungen ein Schulungs- und Zertifizierungssystem entwickelt. Verarbeiten zertifizierte Handwerker ein zertifiziertes Produktsystem, kann die Baustelle insgesamt zertifiziert werden.
Bei der Innendämmung arbeitet Dämmstoffhersteller Gutex mit Putzen von Saint-Gobain Weber. Die Systemkomponenten Gutex „Thermoroom“ und das „weber.therm“-Baustoffsystem wurden in Kombination nach den Richtlinien der „Qualitätsoffensive Innendämmung“ zertifiziert. Die GG-Cert „Gütegemeinschaft Naturstein, Kalk und Mörtel e.V.“ hat mit fachlicher Unterstützung durch den Fachverband Innendämmung e.V. (FVID) ein Zertifizierungs- und Qualifizierungssystems auf Basis des RAL-Gütezeichens 964 entwickelt, das zusammen mit dem Bundesverband Innenausbau, Element- und Fertigbau (bief) in einer „Qualitätsoffensive Innendämmung“ umgesetzt wurde, um die fachliche Leistung des ausführenden Fachunternehmens zum Einbau RAL-zertifizierter Innendämmsysteme über mehrere Ebenen nach außen hin zu dokumentieren.
Führt einer der qualifizierten Handwerksbetriebe eine Innendämmung mit „Thermoroom“ Holzfaserinnendämmung in Kombination mit „weber-therm“-Baustoffen systemkonform und fachgerecht aus, kann die Baustelle ebenfalls zertifiziert werden. Das Zertifikat ist Anerkennung für Produkt- und Verarbeitungsqualität und bietet dem Bauherrn bestmögliche Sicherheit einer dauerhaft hochwertigen Sanierung mit hohem winterlichen/sommerlichen Wärmeschutz und Schallschutz.
Die erste zertifizierte Baustelle
Bereits im Sommer 2016 hat der Bundesverband Innenausbau, Element- und Fertigbau e.V. Handwerksbetrieben die ersten RAL-Schulungen Innendämmung angeboten. Diese Schulung mit Prüfungsabschluss gilt als Voraussetzung für eine Zertifizierung der Handwerker nach den Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 964. „Die Vermittlung der Kompetenz in der Bestandsbeurteilung ermöglicht das Angebot und die Ausführung von Projekten, an die man sich vorher nicht herangetraut hat“, betont Harald Amann, Gipser- und Stuckateurmeister.
Sein Unternehmen hat als eines der ersten das Qualifizierungsverfahren durchlaufen und war beteiligt an der Sanierung des Therapie- und Veranstaltungszentrums „Witvital“ im Südschwarzwald, der ersten zertifizierten Baustelle. In dem nicht denkmalgeschützten Bestandsgebäude wurde nicht nur das komplette Dach erneuert, sondern auch eine Innendämmung eingebaut.
Die Baustelle in Witznau hatte viele Ecken und Verwinkelungen, die, trotz verschiedener Untergründe, durch die Verwendung unterschiedlicher Dämmstoffdicken im Rahmen der einzuhaltenden bauphysikalischen Nachweisgrenzen angeglichen und angepasst werden konnten. „Gerade wenn man die Baustelle vor und nach den Dämmarbeiten besieht, kann man den Erfolg der Innendämmung ermessen,“ sagt Harald Amann stolz. Auch von der Schulung und deren Entwicklungspotential für die Teilnehmer ist der Gipser- und Stuckateurmeister überzeugt: „Sehr interessant, bringt den Fachmann auf den neuesten Stand der bauphysikalischen Beurteilungsmöglichkeiten und lehrt Grenzfälle richtig einzuschätzen, ein enormer Gewinn an Sicherheit für den Verarbeiter und damit auch für die hochwertige Ausführung der Maßnahmen!“
Qualifizierung für Innendämmarbeiten
Die Unsicherheit, mit der Innendämmung etwas falsch zu machen, ist bei vielen, sonst in ihrem Fach kompetenten Handwerkern, sehr hoch. Diese Unsicherheit überträgt sich auch auf die Bauherrn. Oft werden bei Innendämmbaustellen Fehler gemacht, weil der Gebäudezustand oder die Einbausituation nicht beachtet werden, ein ausreichender Schlagregenschutz auf der Wandaußenseite fehlt oder die raumseitige Oberfläche der Außenwand für eine Innendämmung ungeeignet ist. So machen dann Negativbeispiele die Runde.
Die Zertifizierungs-Schulungen bringen dem Maler- oder Stuckateurmeister vor allem Sicherheit sowie die Kompetenz und Stärke, Bauvorhaben beurteilen zu können und fachgerecht die Risiken und Möglichkeiten einer Innendämmung zu bewerten. Darüber hinaus werden Hintergrundwissen zu Bauphysik und Baustoffeigenschaften sowie herstellerunabhängige, neutrale, systemübergreifende Fachinformationen vermittelt.
Warum so aufwendig zertifizieren?
Der Aufwand für Hersteller und Verbände, diese Qualitätsoffensive voranzubringen, war enorm. Diese Anstrengungen sind aber wichtig für die Marktentwicklung, da sonst die sinnvolle, fachgerechte Innendämmung ihr Potential nicht erschließt. Die Überwachung auf Basis der Zertifikate sichert die gesamte Gewerkeentstehung ab: vom Material über die Kombination von Dämmung und Putz, zum qualifizierten Verarbeiter bis zur Zertifizierung der fachgerecht ausgeführten Baustelle. Tiptop für den Bauherrn mit Qualitätssiegel. Für einen Bauherrn, der sich zu einer so umfangreichen Sanierung alter Bausubstanz entschließt wie bei Witvital, muss diese Maßnahme sich auch wirtschaftlich rentieren. Dies leistet sie nur, wenn die Arbeiten nachhaltig die energetische Qualität das Bausubstanz verbessern und die Immobilie im Wert steigern.
AutorenDipl.-Ing. (FH) Jürgen Gänßmantel ist Energieberater für Baudenkmale, Vorsitzender und Mitbegründer des Fachverbandes Innendämmung FVID und Inhaber eines Ingenieur- und Sachverständigenbüros mit Sitz in Landau und Dormettingen. Dipl.-Ing. Walter Meyer ist Inhaber eines Ingenieurbüros für Holzsystembau in Königswinter.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr Stiftung zur Förderung der Umwelttechnik und Umweltmedizin
Innendämmung Gipser- und Stuckateurmeisterbetrieb Harald Amann, Grafenhausen
Fußbodendämmung mit Holzfaserplatten
Ücker Fußboden, Murg, www.uecker-fussboeden.de
Holzbau/Dacheindeckung Die Holzwerkstatt
Matthias Ebi, Nöggenschwiel,
Sanierungsberatung Hirzle Bauunternehmen,
Ühlingen-Birkendorf, www.hirzle-bau.com
Dämmung Gutex Holzfaserdämmung,
H. Henselmann, Waldshut-Tiengen, www.gutex.de
Putz Saint-Gobain Weber, Düsseldorf,
Qualitätsoffensive Innendämmung
Mit der Definition von Qualitätsnormen sowie durch Wissenstransfer für Planer, ausführende Fachunternehmen und Bauherren gewährleistet der Fachverband Innendämmung e.V. (FVID) dauerhaft und zuverlässig höchste Qualitätsstandards bei Planung und Ausführung von Innendämmungen. Dazu hat der Verband ein Schulungs- und Zertifizierungssystem entwickelt.
Der FVID setzt auf die Definition von Qualitätsmerkmalen auf Basis anerkannter Standards. Ziel ist, unbegründete Vorbehalte vor Innendämmungen abzubauen. Ein Schulungs- und Zertifizierungssystem, die aktive Mitarbeit an Regelwerken sowie technologieneutrale Wissenstransfers bieten Planern, Fachbetrieben und Bauherren das spezifische Fachwissen für Planung und Ausführung von Innendämmungen. Mit dem RAL-Gütezeichen Nr. 964 „Innendämmung“, an dessen Entwicklung der FVID maßgeblichen Anteil hatte, steht ein Label zur Verfügung, das für kontrollierte Qualität bürgt. Es wird auf Basis hoher Prüfstandards nach objektiven Kriterien neutral, verbandsübergreifend und mit behördlicher Zustimmung vergeben. Regelmäßige, nachvollziehbare interne und externe Prüfungen gewährleisten die zuverlässige Einhaltung der Gütebedingungen.
Aber nicht nur der Dämmstoff, auch Planung und Ausführung beeinflussen die Qualität einer Innendämm-ung maßgeblich. Daher hat der FVID auf der Basis seines 2016 herausgegebenen Praxishandbuchs „Innendämmung – Planung, Konstruktion, Details, Beispiele“ ein didaktisches Konzept für entsprechende Qualifizierungen entwickelt, das nunmehr in einer ersten Schulung umgesetzt wurde. Sämtliche Teilnehmer/-innen sowie die entsprechenden Fachbetriebe wurden nach bestandener Abschlussprüfung in einer offiziellen Liste der Vergabestelle für das RAL-Gütezeichen Innendämmung (GG-Cert) registriert. Die Gleichung „RAL-Gütezeichen Produkt + qualifizierter Fachbetrieb für den Einbau RAL-zertifizierter Innendämmsysteme = RAL-zertifizierte Baustelle/zertifiziertes Objekt“ bildet die ganzheitliche Betrachtung von Innendämmsystemen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ab. RAL-Gütezeichen-Nutzer können so gegenüber Bauherren, Eigentümern und Gebäudenutzern mit einem klaren Argument punkten.