Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Der Süden lockt zur Urlaubszeit nicht nur mit schönem Wetter, sondern auch mit viel alter Bausubstanz. Wir finden in Italien, Frankreich und Spanien das, was uns hierzulande vielerorts der Krieg genommen hat. Selbstverständlich gibt es auch bei uns herausragende Burgen, Schlösser und Kirchen, sie sind jedoch meist nicht in einer solche städtebauliche Dichte erhaltener Bausubstanz eingebettet.
Während unseres Sommerurlaubs in Südtirol in St. Michael, einem Ortsteil der Gemeinde Eppan, durften wir nicht nur wie selbstverständlich in einem viele hundert Jahre alten Hotel übernachten, sondern alte denkmalwerte Bausubstanz begegnete uns überall auf Schritt und Tritt. Manche der historischen Gebäude hatten im Laufe der Jahre eine absurde Nutzung erhalten: So befindet sich heute in einem der vielen geschichtsträchtigen Ansitze ein Umspannwerk – vor dem Betreten der von innen gespenstig beleuchteten Burg und dem alten Garten wird mit Schildern, die an einem hohen Zaun mit Stacheldraht hängen, unter Hinweis auf Lebensgefahr gewarnt. Vielleicht ist es der „Überfluss“ an alter Bausubstanz, der solche Nutzung erlaubt? Es gibt aber auch in Eppan Beispiele für eine gelungene Umnutzung historischer Gebäude. So wurde aus dem Ensemble des so genannten Lanserhauses, einem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Adelssitz samt Wirtschaftsgebäuden, ein lebendiges Kulturzentrum. Wie die Architekten vom Büro forer°unterpertinger und die Handwerker aus der Region die neue Nutzung in die historische Bausubstanz brachten, zeigen wir ab Seite 8 in dieser Ausgabe der bauhandwerk.
Auf dem Rückweg von Südtirol machten wir in Diedorf im Altmühltal halt, einem Ort, der wegen seiner vielen kleinen Türme bekannt ist, mit denen die historische Altstadt abgesteckt ist. Erstaunt hat uns hier ein Schild an einem historischen Gebäude, das vor dem Betreten dieses vernachlässigten „ Baudenkmals „warnt. Womöglich war es doch nicht der Krieg, der uns die historische Bausubstanz nahm?
Eine Messe, die hierzulande alle zwei Jahre eine Lanze für den Denkmalschutz bricht, ist die denkmal in Leipzig, deren Besuch wir Ende des Monats ausdrücklich empfehlen, damit künftig nicht noch mehr solcher Schilder an historischen Bauten in unseren Dörfern und Städten vor dem Betreten derselben warnen müssen.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht
Womöglich war es doch nicht der Krieg, der uns die
historische Bausubstanz nahm