Liebe Leserinnen, liebe Leser,
früher baute man mit dem, was die Region hergab: Holz und Lehm, Ton für die Ziegel, Naturstein. Je nach handwerklicher Tradition entstanden daraus Häuser in einem für die jeweilige Region typischen Stil. So taucht die Fachwerkbauweise zwar im ganzen Bundesgebiet auf, unterscheidet sich stilistisch im Norden jedoch deutlich vom Süden und von der Mitte Deutschlands.
Bei landwirtschaftlichen Gebäuden wirkte sich zudem die Nutzung stark auf die Bauart aus: Die konstruktiven Anforderungen unterscheiden sich wesentlich, wenn es darum geht, einen Stall für Kühe oder Schweine, eine Scheune zum Lagern von Heu oder zum Trocknen von Tabak zu bauen. Ja, Sie haben richtig gehört: In einigen Regionen wird hierzulande auch heute noch Tabak angebaut. Als ich im Taxi durch die Südpfalz von Landau nach Neupotz fuhr, fielen mir die vielen offensichtlich nicht mehr genutzten, hohen und schmalen Holzschuppen mit ihren schräggestellten Lüftungslamellen auf. Der Tabakanbau sei in der Region rückläufig, doch würden in der Pfalz jedes Jahr immer noch etwa 3500 Tonnen Tabak geerntet, erzählte mir der Taxifahrer. Die Pfalz besitzt hierzulande eben nicht nur das größte zusammenhängende Wald- und Weinanbaugebiet, sondern nach wie vor auch große landwirtschaftliche Flächen zum Anbau von Tabak.
Mein Ziel: Ein landwirtschaftliches Ensemble im Ortskern Neupotz aus Fachwerkhaupthaus, Scheune und Backsteinnebengebäude, auf dem einer der beiden ganz aus Holz gebauten Tabakschuppen aufsattelt – ein ungewöhnliches Bild für einen, der wie ich aus dem Norden Deutschlands stammt. Die ab Seite 9 in dieser Ausgabe der bauhandwerk in allen Einzelheiten vorgestellte Sanierung des Ensembles konnte unter anderem mit Mitteln der Dorferneuerung finanziert werden, eben weil die Gebäude, so wie sie zusammen stehen, für die landwirtschaftliche Tradition der Region typisch sind. Gelder hätte es sonst keine gegeben. Ein Museum zeigt im Hauptgebäude auf zwei Ebenen die vom Fischfang und Tabakanbau geprägte Geschichte des Ortes. Die Gebäude – vor allem einer der beiden Tabakschuppen – werden als begehbare Anschauungsobjekte selbst Teil des Museums, meint Stefan Schneider vom Architekturbüro Mathias Henrich aus Speyer, der mich in Neupotz empfing und für die Sanierungs- und Umbauplanung verantwortlich zeichnet. Immer deutlicher wird mir klar, wie wichtig der Erhalt solcher Gebäude für die Identität einer Region vor allem in Zeiten der Globalisierung tatsächlich ist.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen
Der Erhalt regionaltypischer Gebäude ist in Zeiten der Globalisierung besonders wichtig