Reinigung des Latonabrunnens auf Herrenchiemsee
Inspiriert von den Gartenanlagen des Schloss Versailles, kaufte König Ludwig II. 1873 die Insel Herrenwörth im Chiemsee, um dort einen Nachbau des französischen Vorbildes zu schaffen. Jüngst galt es den Latonabrunnen vor dem Schloss zu reinigen. Kärcher hat sich des Projekts angenommen und rückte den Verschmutzungen mit Fingerspitzengefühl und High-Tech zu Leibe.
Da die Brunnenanlage komplex aufgebaut ist, setzt das Team fahrbare Hubarbeitsbühnen ein. „Dadurch erreichen wir alle Bereiche und vermeiden potenzielle Stolpergefahren,“ sagt Gerd Heidrich, Projektverantwortlicher bei Kär-
cher. „Denn die Auffangschalen sind mit Wasserrohren und Figuren durchzogen.“ Bei der Auswahl der Reinigungstechnik lag das Augenmerk darauf, materialerhaltend und umweltschonend das gewünschte Ergebnis zu erzielen. „Kärcher hat zunächst Testflächen angelegt und uns dann eine Empfehlung ausgesprochen, wie die Arbeiten durchgeführt werden sollen“, sagt Klaus Häfner, restauratorischer Leiter bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
Zum Einsatz kamen Heißwasserhochdruckreiniger. Je nach Art des Untergrunds und der Verschmutzungen arbeitete man damit bei einer Temperatur von 80 °C oder höher, sogar bis hin zur Dampfstufe. Die vom Hochdruckreiniger abgegebene Wassermenge wird in der Dampfstufe halbiert (500 bis 600 l/h), und bei voller Heizleistung des Brenners wird ein sehr heißer, weicher Dampfstrahl mit einem Oberflächendruck von etwa 0,5 bis 1 bar erzeugt. Diese Kombination kann Verschmutzungen sehr schonend beseitigen, so dass die Oberflächen nicht beschädigt werden. Der Belag wurde schrittweise von oben nach unten von Göttin Latona, Figuren und Marmorflächen entfernt.
Zur Pflege und zum Schutz wurde der Marmor bislang mit Mohnöl eingelassen, was ihn gelblich verfärbt hat. „Ein bisschen ist es so, als würden wir die Göttin von der Gelbsucht heilen“, schmunzelt Heidrich. „Auch der Kalkschleier, der sich durch das ständig fließende Wasser bildet, musste vorsichtig von allen Flächen und Figuren entfernt werden.“
Die Methode der Wahl ist in diesem Fall das Niederdruck-Partikelstrahlverfahren. Eine Strahlpistole wird über einen Baukompressor mit Druckluft versorgt. Die Luft saugt das sehr feine Strahlmittel durch den Unterdruck an – in diesem Fall Granatsand. Dieses Luft-Strahlmittel-Gemisch tritt an der Düse der Pistole aus, wobei sich Luftdruck und Strahlmittelmenge individuell regulieren lassen. Auf diese Weise können Oberflächen sehr schonend gereinigt werden. Zehn Tage und 320 Mannstunden Arbeit haben sich gelohnt: „Nach dem letzten Schritt, dem Wachsen, wirkt die Brunnenanlage wie in ihren ursprünglichen Zustand versetzt“, sagt Heidrich.