Umbau eines Schulgebäudes aus dem 19. Jahrhundert in Furth im Wald
Brandschutz, eine geringe Aufbauhöhe auf alten Holzbalkendecken und deren begrenzte statische Belastbarkeit waren wesentliche Herausforderungen, die die Mitarbeiter vom Büro pwA planwerkstatt.Architekten beim Umbau einer Schule vom Ende des 19. Jahrhunderts in Furth im Wald bewältigen mussten.
Das Gebäude „Alte Knabenschule“, in dem die neue Fachakademie für Sozialpädagogik und die neue Berufsfachschule für Kinderpflege in Furth im Wald mit dem neuen Schuljahr ihre Arbeit aufgenommen haben, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Seit der Fertigstellung 1885 wurde das Gebäude bis 1968 als reine Jungen-Schule genutzt. Anschließend diente es als Verwaltungsgebäude der französischen Garnison in Furth im Wald, später war hier die Volkshochschule untergebracht. Die unterschiedlichen Nutzungen erforderten zahlreiche bauliche Veränderungen. Im Laufe der Jahre veränderte sich daher vor allem im Inneren der Charakter des Gebäudes deutlich. „Dennoch“, betont Dipl. Ing. Peter Hickl, Architekt und Stadtplaner im Architekturbüro pwA planwerkstatt.Architekten in Furth im Wald, „befindet sich die Bausubstanz insgesamt in einem guten Zustand.“
Trotzdem waren im Gründerzeitbau umfangreiche Umbauten nötig, um für beide Einrichtungen ein optimales Unterrichtsumfeld zu gewährleisten. Im Erdgeschoss wird der gemeinsame Verwaltungsbereich angegliedert. Hier finden außerdem der Werkunterricht sowie der Fachunterricht in Musik/Rhythmik statt. Die jeweils fünf Klassenzimmer mit Gruppenräumen sind ebenso wie der Fachunterrichtsraum für Kunsterziehung, der Demonstrationsraum für Säuglingsbetreuung sowie der ebenfalls von beiden Schulen genutzte Mehrzweckraum im ersten und zweiten Obergeschoss untergebracht.
Erhalt der alten Holzbalkendecken
Eine besondere Herausforderung beim Umbau des Gebäudes waren die alten Holzbalkendecken, die erhalten bleiben sollten. Hier galt es vor allem drei Probleme zu lösen:
1. Statik, denn obwohl zusätzlich je zwei Stahlträger die Spannweite der Holzbalken verringern, war die Tragfähigkeit der Konstruktion begrenzt
2. Brandschutz, da das Gebäude gemäß Art. 2 (3) BayBO der Gebäudeklasse 5 entspricht und nach Art. 2(4) Nr. 13 der BayBO einen Sonderbau darstellt, waren ausschließlich Konstruktionen zulässig, die die Brandschutzanforderung F90 erfüllen
3. Aufbauhöhe, weil die alten Treppen mit Naturstein-Belag erhalten bleiben sollten, musste die Höhe des neuen Bodenaufbaus so gering wie möglich geplant werden, um zusätzliche Stufen im Übergangsbereich zwischen Treppe und Fußboden zu vermeiden.
Die Konstruktion sollte außerdem die Anforderungen im Anwendungsbereich 3 erfüllen (Flure in Hotels, Altenheimen, Internaten usw. Küchen und Behandlungsräume einschließlich Operationsräume ohne schweres Gerät, Flächen mit Tischen; zum Beipiel Schulräume, Cafés, Restaurants, Speisesäle, Lesesäle, Empfangsräume, Kindertagesstätten, Kinderkrippen, Lehrerzimmer).
Statische Ertüchtigung der Holzbalkendecken
Zunächst mussten die Handwerker die bestehenden Holzbalkendecken über dem Kellergeschoss und dem ersten Obergeschoss statisch durch den Einbau zusätzlicher Stahlträger verstärken, die die Spannweite der Holzbalkendecke verringern. Zum Teil war dies auch deshalb erforderlich, weil bestehende tragende Innenwände abgebrochen werden mussten. Einzelne marode Deckenbalken wurden mit neuem Holz angelascht beziehungsweise angeschuht. Im Verwaltungsbereich des Erdgeschosses sowie in den Klassen-
räumen und im Flur des ersten und zweiten Obergeschosses entfernten die Handwerker die alten Dielenbretter von den Holzbalkendecken und ersetzten sie durch Holzwerkstoffplatten. Um den für die spätere Verlegung von Estrichelementen notwendigen ebenen Untergrund zu gewährleisten, brachten die Handwerker auf der gesamten Fläche die fermacell Bodennivelliermasse auf. Das selbstverlaufende, kunststoffvergütete Material ist besonders geeignet für den Ausgleich von Unebenheiten bis zu 20 mm und bereits ab 1 mm Schichtdicke stuhlrollenfest nach DIN EN 12 529.
Abgehängte Decken mit runden Akustiksegeln
Unter den ertüchtigten Holzbalkendecken befestigten die Handwerker eine abgehängte Metallunterkonstruktion aus Hauptträgern und CD-Profilen, die sie anschließend vollflächig mit Gipskartonplatten beplankt brandschutztechnisch als F90 Abhangdecke ausbildeten. Zwischen den alten Holzbalken verlegten die Handwerker eine Dämmschicht aus 10 cm Klemmfilz aus Mineralwolle. Durch die abgehängte Gipskartondecke führten sie Stahlrundstäbe. An je zwei dieser Stäbe hängten sie runde und rechteckige Deckensegel, die sie wegen des niedrigen Gewichts an der Metallunterkonstrukion der F90 Abhangdecke befestigen konnten.
Vorteile von Trockenestrichsystemen
Beim Bodenaufbau entschied sich Architekt Peter Hickl für Trockenestrichelemente. Das spart Zeit. Denn auf den von den Handwerkern verarbeiteten fermacell Estrichelementen 2 E 33 können nachfolgende Gewerke fast ohne Zeitverzug weiterarbeiten. Die Estrichelemente sind sofort begehbar und unmittelbar nach dem Aushärten des Klebers, mit dem die einzelnen Elemente über einen Stufenfalz miteinander verbunden werden, voll belastbar. So kann der gewünschte Oberbelag sofort aufgebracht werden. Dafür wird bei normalen Raumtemperaturen eine Zeitspanne von nur 24 Stunden veranschlagt.
Die fermacell Trockenestrichelemente 2 E 33 bestehen aus zwei werkseitig verklebten 12,5 mm dicken fermacell Platten im Format 150 x 50 cm mit einer rückseitigen Kaschierung aus 10 mm Holzfaser. Die Platten kombinieren eine gute Trittschalldämmung mit einem stabilen Bodenaufbau. Ein umlaufender 5 cm breiter Stufenfalz gewährleistet in Kombination mit dem handlichen Format und geringem Gewicht für die Handwerker eine schnelle und einfache Verarbeitung. Nachfolgende Gewerke konnten so unmittelbar nach der Verlegung und ohne Zeitverzug den PVC-Bodenbelag in Parkettoptik aufbringen.
Belegreifer Boden nach 24 Stunden
Nachdem die Handwerker die Bodennivelliermasse auf den Holzwerkstoffplatten aufgebracht hatten, begannen sie mit der Verlegung der Estrichelemente. Die Verarbeitung erfolgte dabei jeweils vom Raumende zur Tür hin schwimmend im schleppenden Verband (Fugenversatz > 20 cm). Die einzelnen Elemente verklebten die Handwerker mit fermacell Estrichkleber. Da die Kleberflaschen mit einer Doppelöffnung ausgestattet sind, konnten sie die Masse in einem Arbeitsgang gleichmäßig und ausreichend dosiert in zwei Kleberschnüren auftragen. Die frisch verklebten Estrichelemente wurden anschließend im Falzbereich verschraubt.
Nach Aushärtung des Klebers (etwa nach 24 Stunden) war der Boden voll belastbar und belegreif. Da die Architekten einen PVC Bodenbelag vorgesehen hatten – lediglich im Raum Musik/Rhytmik kamen im Erdgeschoss selbstklebende Teppichbodenfliesen zum Einsatz – spachtelten die Handwerker die gesamte Fläche vor Aufbringen des Oberbelags noch einmal komplett mit der Bodennivelliermasse ab.
Im Eingangsbereich des Erdgeschosses kam ein leicht variierter Bodenaufbau zum Einsatz. Hier wurde auf einer neuen Stahlbetondecke zunächst fermacell Ausgleichsschüttung in einer Dicke von 40 mm aufgebracht und planeben abgezogen. Da sich das mineralische Porenbetongranulat dabei durch seine raue Kernoberfläche ineinander verkrallt, ist eine aufwändige mechanische Verdichtung nicht erforderlich. Die große Kornfestigkeit macht es darüber hinaus druckstabil und belastbar. Es bietet zudem sicheren Brandschutz (Baustoffklasse A1) und ist durch sein moderates Gewicht (4 kg/m² pro 1 cm Schütthöhe) besonders für die Altbaumodernisierung geeignet. Das Estrichelement 2 E 33 wurde hier dann direkt auf der Schüttung verlegt und anschließend verklebt sowie vollflächig verspachtelt. Abschließend wurde hier der Boden-
aufbau mit Fliesen ausgestattet. Dadurch ist ein Fußbodenaufbau entstanden, der bei einer Aufbauhöhe des Trockenestrichs von nur 35 mm den Anforderungen im Anwendungsbereich 3 (zulässige Einzellast
3,0 kN) entspricht sowie die Brandschutzanforderung F90 erfüllt.
Rita Jacobs M.A. führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie unterstützt die Firma James Hardie Europe GmbH bei der Pressearbeit für die Marken fermacell, James Hardie und Aestuver und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr Stadt Furth im Wald
Planung pwA planwerkstatt.Architekten,
Furth im Wald, www.planwerkstatt-architekten.com
Statik Weindl & Heut Ingenieure, Cham,
www.ib-weindl.de
Trockenbauarbeiten Akustikbau Mayer,
Reichenbach, www.akustikbau-mayer.de
Trockenestricharbeiten Firma Hartmann,
Bad Kötzting
Bodenbelagsarbeiten Firma Nachreiner,
Furth im Wald
Fliesen- und Plattenlegerarbeiten
Fliesenlegerfirma Dittmar Renee, Urnshausen
Herstellerindex (Auswahl)
Trockenestrich fermacell, James Hardie Europe, Düsseldorf, www.fermacell.de
Bodenbelag Amtico, Neuss, www.amtico.de
Akustikdecken Ecophon Deutschland, Lübeck, www.ecophon.com
Akustik-Deckensegel Knauf AMF, Grafenau,
www.knaufamf.com
Brandschutzelemente Schüco, Bielefeld,
www.schueco.com
Trennwände Nüsing, Münster, www.nuesing.com Goldbach Kirchner, Geiselbach,
www.goldbachkirchner.de