Umbau eines historischen Fachwerkhauses in Uffenheim
Bei einem Fachwerkhaus im Örtchen Langensteinach bei Uffenheim war eine Kernsanierung nötig, um dem Gebäude mehr Wohnraum und Komfort zu verleihen. Für den nötigen Untergrund im Erdgeschoss sorgten eine „Bituperl-Schüttung“ und der Fertigteilestrich „Cement Board Floor TE“.
Ein Mann und sein Haus: Mehrere Jahre lang plante, sanierte und baute Sebastian Stange, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Nina Stein. Aus dem Fachwerkhaus, in dem zuletzt die Großmutter gelebt hatte, sollte ihr neues Heim werden. Die nötigen Arbeiten führte der gelernte Maurer mit Hilfe von Freunden und die Familie zum größten Teil selbst durch – als Feierabend-, Wochenend- und Ferienprojekt. „Bei der Statik hat mir mein Chef, als Architekt und Bauunternehmer, geholfen. Teilweise habe ich mir auch Rat bei Kollegen geholt“, so Stange. Alles andere geschah im Alleingang, angefangen mit einer rund anderthalb Jahre dauernden Planungsphase inklusive oft langwieriger Kommunikation mit der Denkmalbehörde. Schließlich sollte bei dem Fachwerkhaus von 1836 so viel wie möglich erhalten oder denkmalgerecht wiederhergestellt werden.
Viele Feuchtigkeitsschäden
„Das Haus war früher nur zur Hälfte Wohngebäude“, erzählt der Bauherr. „Die andere Hälfte wurde als Stall genutzt. Und das obere Stockwerk war eine Art Mehrzweckraum und ebenfalls nicht bewohnbar.“ Gerade im Stall hatte die hölzerne Gebäudestruktur arg unter Feuchtigkeit gelitten, viele Balken und Träger waren durchgefault oder von Schimmel befallen. Auch das Dach war in schlechtem Zustand und im Laufe der Jahrzehnte immer wieder geflickt und notdürftig ausgebessert worden. „Hier mussten wir reinen Tisch machen“, sagt Sebastian Stange. „Wir haben große Teile entkernt – an einem Punkt der Bauarbeiten konnte ich aus dem Keller nach oben bis zum Himmel sehen.“
Aus Vergangenheit wird Zukunft
Doch im Laufe der Sanierung stellte sich heraus, dass auch viele Holzteile noch intakt waren. „Vor allem im Obergeschoss, sowie in Dachboden und Dachstuhl selbst gab es noch viele brauchbare Eichenbalken“, so Sebastian Stange. Insgesamt ließ sich etwa die Hälfte der Balken weiterverwenden. Auf dieser Basis fertigte ein Dachdecker ein neues Dach an. Ein kompletter Neuanfang stand am anderen Ende der Baustelle an. „Das ursprüngliche Haus war sozusagen auf Dreck gebaut“, berichtet der Bauherr. „Darum haben wir eine neue Betonbodenplatte gegossen.“ Als neue Basis für das Gebäude entstand eine zeitgemäße Bodenplatte aus 16 cm Beton, zuzüglich Schotter, Dämmung und Abdichtung.
Die Maxime: Feuchtigkeit vermeiden
Somit konnte es an den Wiederaufbau der Innenräume gehen. Hier kam es dem von den Feuchteschäden der Vergangenheit beeindruckten Bauherrn besonders darauf an, möglichst viel Feuchtigkeit zu vermeiden. So entschied er sich direkt gegen einen Nassestrich als Bodengrundlage, um nicht noch mehr Wasser ins Gebäude einzubringen. „Ich habe mich beraten lassen und dann für eine Fertigteilestrich-Systemlösung von Knauf Performance Materials entschieden.“ Dazu gehören die mineralische Bodenausgleichsschüttung „Bituperl“, die Abdeckplatten „Fasoperl A8“ sowie als letztendlicher Träger für die Oberfläche dann die Fertigestrichelemente „Cement Board Floor TE“, auf die später dann ein Holzparkett schwimmend verlegt wurde.
Schüttung mit Millimeterpräzision
Um einen absolut planen Untergrund zu erreichen, stand eine Ausgleichsschüttung mit „Bituperl“ als erstes auf der Agenda. Hierbei handelt es sich um eine Trockenschüttung aus veredeltem Perlit, einem Granulat aus Vulkangestein, das mit Bitumen ummantelt ist. Dank dieser Ummantelung verdichtet sich das Granulat unter leichtem Flächendruck zu einer stabilen, homogenen Ausgleichs- und Dämmschicht. Sebastian Stange brachte die Ausgleichsschüttung im Erdgeschoss in einer Dicke von 5 bis 7 cm auf. Insgesamt waren dazu 70 Sack der Schüttung nötig. Besonders beeindruckt hat ihn die Genauigkeit, mit der sich die Schüttung abziehen lässt. „Wir haben festgestellt, dass wir das Granulat tatsächlich millimetergenau abziehen konnten“, sagt Sebastian Stange. Da ab einer Schütthöhe von 6 cm der Einsatz einer druckfesten Abdeckplatte empfohlen wird, wurde die Schüttung mit den „Fasoperl A8“ Holzfaserdämmplatten abgedeckt. Diese lassen sich einfach durch Ritzen und Brechen zuschneiden und dann passgenau verlegen. „Anschließend haben wir mit einem Flächenrüttler über ausgelegte Schaltafeln maschinell verdichtet“, so Stange. Das Ergebnis ist ein tragfähiger, planer Untergrund für den Fertigteilestrich, der auch in puncto Trittschall- und Brandschutz signifikante Vorteile bietet. So eignen sich die Ausgleichsschüttung und die Holzfaserdämmplatten gemeinsam zum Aufbau von Fußbodenkonstruktionen bis zur Feuerwiderstandsklasse F90.
Fertigteilestrich, schnell und solide
Als nächstes kamen als Fertigteilestrich die zementgebundenen Elemente „Cement Board Floor TE“ zum Einsatz. Sie bestehen aus zwei versetzt miteinander verbundenen Platten, die einen 50 mm breiten Falz entstehen lassen. So können die Elemente per Verkleben und Verschrauben zu einem durchgängigen, schwimmenden Fertigteilestrich verbunden werden. Ein Vorbohren ist hierbei nicht nötig, was die Verlegung schnell und einfach macht. „Besonders interessant war für mich auch hier das Thema Feuchtigkeit“, so Sebastian Stange. „Da die Platten rein mineralisch sind und einen alkalischen pH-Wert haben, quellen sie nicht auf und sind resistent gegen Schimmel.“ Tatsächlich wird „Cement Board Floor TE“ aus diesem Grund auch besonders bei Nassraumanwendungen empfohlen. „Besonders sind mir die gute Verarbeitung der Platten und ihre Solidität aufgefallen“, so der gelernte Maurer. Für den präzisen Zuschnitt der Elemente sowie das eventuell nötige Abschneiden des Falzes an Raumkanten sorgte eine Handkreissäge mit Diamantsägeblatt. Dann konnte Sebastian Stange die Platten mit Hilfe des zum System gehörenden Nutklebers (PU) verkleben und direkt danach mit den „Maxi Schrauben SN 22“ mit einem Randabstand von rund 25 mm verschrauben. Beim Verschrauben auf der Platte stehend wird auch gleich der richtige Anpressdruck für den Kleber erreicht. Etwa 12 Stunden nach der Verlegung ist der Kleber ausgehärtet und die Fläche kann mit der zum System gehördenden Grundierung vollflächig behandelt werden.
Elegant-natürlicher Holzboden
Dank nur geringer Trocknungszeiten kann der Estrich schnell voll belastet und der finale Bodenbelag aufgebracht werden. Sebastian Stange hatte sich für ein breites Eichenholzparkett entschieden, das nach dem Verlegen nur geölt, aber nicht versiegelt wurde. „So haben wir jetzt einen Boden, der sich leicht rau anfühlt und dadurch sehr natürlich wirkt.“ Das passt hervorragend zu den vielen erhaltenen historischen Holzelementen, die aufgearbeitet und in das neue Wohnumfeld integriert wurden. Dazu zählen die alte Treppe, viele Dachbalken, aber auch einzelne Fachwerkelemente oder ein Natursteinsegment, das im Wohnbereich in der Wand freigestellt wurde.
„Bei den Wänden ging es mir natürlich auch um das Thema Feuchtigkeit“, erzählt Stange. Ebenfalls mit Knauf-Produkten realisierte er einen diffusionsoffenen Wandaufbau, der mit Hilfe einer hydrophilen Dämmung Feuchte automatisch reguliert. So konnte der durch Feuchtigkeit arg in Mitleidenschaft gezogene historische Familienbesitz nicht nur zu völlig neuem Leben erweckt, sondern auch nachhaltig fit gemacht werden – für die nächsten rund 200 Jahre.
Autorin
Filiz Bekmezci, M.Sc. Bauingenieurin, ist Produktmanagerin Dämmsysteme bei der Knauf Performance Materials GmbH in Dortmund.