Umnutzung der Backsteingebäude auf dem Areal der Papierfabrik Phrix Werke in Hattersheim

Seit 1970 stand das ehemalige Gelände der Phrix Werke unberührt am Mainufer. Die sich darauf befindenden Gebäude wurden Ende des 19. Jahrhunderts als Cellulosefabrik errichtet. Seit 1900 wurde dort erstmals Papier produziert. Während der 1930er-Jahre war die jüdische Unternehmerfamilie Offenheimer gezwungen, Deutschland zu verlassen.

In dieser Zeit übernahm der Berliner Friedrich Minoux das Unternehmen, ehe die Familie nach Kriegsende nach Deutschland zurückkehrte und die Unternehmensführung an Ernst Offenheimer übergeben wurde.

Dieser verkaufte es wenige Jahre später an die Phrix Werke AG. Das Unternehmen war aufgrund finanzieller Probleme jedoch gezwungen, die Fabrik 1970 aufzugeben. Daraufhin sollte das Gelände beinahe 50 Jahre brachliegen.2016 kaufte der Projektentwickler Prinz von Preussen Grundbesitz AG – dieser hat schon zahlreiche denkmalgeschützte Objekte saniert – das Werksgelände, um die historischen Industriegebäude in bester Lage am Mainufer in einen modernen Wohnkomplex zu verwandeln.

„Wir sind uns der großen Aufgabe bewusst, die sich darauf konzentriert, die architektonische Schönheit mit den klaren Strukturen und der allgegenwärtigen Geschichte zu erhalten und in ein einzigartiges Wohnensemble zu integrieren“, so Theodor J. Tantzen, Vorstandsmitglied der Prinz von Preussen Grundbesitz AG.

Loftcharakter mit viel Tageslicht

Ziel des Investors und des beauftragten Architekturbüros ASP Albert Speer + Partner aus Frankfurt am Main war es, den Backstein-Charakter der in Beton-Skelettbauweise errichteten Gebäude zu erhalten und den industriellen Charme mit einem modernen und zukunftsgerechten Wohnkonzept zu verbinden. Die 269 hoch­wertigen Wohneinheiten zeichnen sich vor allem durch eine offene Raumgestaltung mit Loft-Charakter, viel Tageslicht und eine technische Ausstattung auf dem neuesten Stand aus – ein echtes Plus an Wohn- und Lebensqualität.

Umfangreiche Schadensanalyse

Im Vorfeld der Sanierung erfolgte zunächst eine Bestandsaufnahme der Bausubstanz. Die hygrothermischen Untersuchungen des historischen Mauerwerks führte das Ingenieurbüro Dr. Scheffler & Partner aus Dresden durch – unterstützt vom ebenfalls hinzugezogenen Sanierungsexperten Dirk Meyer von der Remmers Fachplanung. Auf Basis der umfangreichen Analysen wurden in enger Zusammenarbeit aller Beteiligten – vom Bauherrn bis zur Denkmalschutzbehörde – die entsprechenden Instandsetzungstechnologien und Restaurierungsverfahren für den Gebäudekomplex erarbeitet. Die Energieberatung Preiß aus Schwäbisch Gmünd erstellte ein darauf abgestimmtes Konzept zur energetischen Sanierung der Gebäude nach dem hocheffizienten Standard von KfW Effizienzhaus 70 beziehungsweise 85.

Bei der Bestandsanalyse zeigte sich vor allem, dass das gesamte Ensemble sowohl innen als auch an der Fassade und im Sockelbereich teils starke Beschädigungen aufwies. Vor allem im Erdgeschoss war das Mauerwerk gekennzeichnet durch Feuchteschäden und Salzausblühungen. Zudem zeigten sich breite Risse.

Fachgerechte Abdichtung der Gebäudesockel

Aufgrund der Nähe des Areals zum Mainufer war der Schutz der Gebäudesockel vor aufsteigender Feuchtigkeit besonders wichtig. Zunächst reinigten die Handwerker die Wandflächen von losen Putzstellen, Staub und Mörtelresten. Danach erfolgte die Grundierung des Untergrunds mit dem lösemittelfreien, verfestigenden 1K-Verkieselungskonzentrat „Kiesol“.

Im nächsten Schritt wurde „Frisch-in-Frisch“ als Haftbrücke die starre mineralische Dichtungsschlämme „WPSulfatex“ aufgetragen. Anschließend kam zur Egalisierung der Unebenheiten im Mauerwerk der Dichtspachtel „WP DS Levell“ zum Einsatz.

Darauffolgend führten die Handwerker in zwei Arbeitsgängen die Abdichtung mit der multifunktionalen Bauwerksabdichtung „MB 2K“ aus. Diese vereint als flexible polymere Dickbeschichtung (FDB) die Eigenschaften flexibler, rissüberbrückender, minerali­scher Dichtungsschlämme MDS (AbP gemäß PGMDS/ FPD) und Bitumendickbeschichtungen PMBC (U-Bericht gemäß DIN EN 15 814) – für einen dauerhaften Feuchteschutz.

Energetische Innenwanddämmung

An den Innenwänden der Wohnungen kam das Remmers Innendämmsystem „iQ-Therm“ zum Einsatz. Dirk Meyer erklärt: „Das System erfüllt alle Anforderungen an den hygienischen Mindestwärmeschutz nach DIN 4108 und hat zudem den Vorteil, dass die Optik des Gebäudes nicht verändert wird. Das war im Sinne des Denkmalschutzes so gefordert.“

Das iQ-Therm System zeichnet sich durch eine geringe Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,031 W/m²K aus und erwies sich aufgrund seiner luftfeuchteregulierenden Sorptionsschicht zudem ideal für den Einsatz in Flussnähe.

Nach der Vorbehandlung des Untergrunds erfolgte der vollflächige Auftrag des Ansetzklebers „iQ Fix“. Unmittelbar danach wurden die PUR-Hartschaumplatten mit dem Kleber in das frische Klebebett eingedrückt. Im Anschluss wurde der dünnschichtige Klimaregulationsspachtel „iQ Top SP“ – gewebeverstärkt mit Armierungsgewebe 5/100 – appliziert.

Zum Abschluss beschichtete der Fachbetrieb die Innenwände mit der lösemittel- und weichmacherfreien Silikat-Innenwandfarbe „Color Si“. Diese erwies sich aufgrund der kapillaren Leitfähigkeit und des geringen Diffusionswiderstandes als ideales Oberflächenfinish. Schon im Herbst 2021 bezogen die ersten Eigentümer ihre neuen Wohnungen – und kommen nun in den Genuss eines zukunftsgerechten Wohnerlebnisses in der beliebten Metropolregion.

Jens Engel ist Leiter Produktmanagement Bautenschutz bei der Firma Remmers in Löningen.