Wandheizung im Lehmputz
Sanierung der Domkurie in Havelberg
Im Zuge der Renovierung der Domkurie in Havelberg, Sachsen-Anhalt, wurde auch eine moderne und energieeffiziente Wandheizung eingebaut. Im 300 Jahre alten Fachwerkgebäude kam dafür ein Nassputzsystem mit einer Flächenheizung der Firma Uponor zum Einsatz, die direkt in den Lehmputz eingebettet wurde.
Die 1723 erbaute Bredowsche Domkurie in Havelberg war eigentlich schon für den Abriss vorgesehen: zu baufällig erschien das ehemalige Verwaltungsgebäude des einstigen Bistums. Die Bürger der zwischen Havel und Elbe gelegenen Hansestadt wollten das architektonisches Kleinod aus dem 18. Jahrhundert als kulturelles Erbe und Teil der über 1000jährigen Stadtgeschichte jedoch unbedingt erhalten und gründeten den Verein denkMal und Leben e. V., der auch als Bauherr für die Sanierungsarbeiten verantwortlich war. Seit der Wiedereröffnung im Oktober 2011 beherbergt die Domkurie als neues Kultur- und Bildungszentrum in Havelberg nun eine öffentliche Bibliothek, eine museumspädagogische Werkstatt und Räume für Ausstellungen und Veranstaltungen.
Historische Holzdielen verhindern Fußbodenheizung
Da der historische Holzdielenboden der Domkurie bewahrt werden sollte, kam der Einbau einer Fußbodenheizung nicht in Frage. Stattdessen entschied sich der Bauherr für eine energetisch effiziente Wandheizung. Das Nassputzsystem von Uponor mit dem Mehrschichtverbundrohr MLCP RED in den Abmessungen 14 x 1,6 mm sorgt nun im Innern des Fachwerkbaus nicht nur für angenehme Temperaturen bei niedrigem Energieverbrauch, sondern trägt seinen Teil zum Schutz der Bausubstanz bei.
Um die historische Fachwerkfassade der Domkurie zu erhalten, musste die Gebäudedämmung von innen erfolgen. Dadurch kann allerdings Kälte von außen tief in das Mauerwerk eindringen; der Taupunkt verschiebt sich weit in das Innere der Wände. Schädliche Feuchtigkeit kann sich so an der Innenseite der Lehmziegelwand sammeln.
Die Wandheizung erfüllt hierbei eine weitere Funktion: Die Systemlösung sorgt neben der Temperierung mit einer Vorlauftemperatur von 50 °C und einer Rücklauftemperatur von 37,5 °C auch dafür, dass der Taupunkt und die damit verbundene Kondensation nach außen verlegt werden. „Somit können wir klassische Gebäudeschäden durch Feuchtigkeit dauerhaft vermeiden und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, erklärt Henrik Hempelmann, Vertreter des Bauherrn und Verantwortlicher für die Renovierungsarbeiten.
Durch die hohe Flexibilität des Flächenheizungsrohrs, montiert auf die Uponor Wandschiene mit einem Raster von 5 cm, konnten die Verlegeabstände variiert und auf diese Weise an die unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten des historischen Fachwerkgebäudes angepasst werden. Nach dem Verlegen von insgesamt rund 500 m Verbundrohr wurden die Innenwände mit einem Lehmputz versehen. Da das MLCP RED Verbundrohr aus zwei diffusionsdichten Kunststoffschichten und einem darin eingebetteten sicherheitsverschweißten Aluminium besteht, bietet es eine hohe Formstabilität bei geringer Längenausdehnung. So werden Risse im Lehmputz dauerhaft vermieden.
Altes Haus mit modernen Verbrauchswerten
Bei den zwei Jahre andauernden Sanierungsarbeiten hatten die Planungsgruppe ConPlan GmbH und der Architekt Jan-Ludwig Bauditz vom Planungsbüro Bauditz die Aufgabe zu meistern, alt und neu miteinander zu verbinden. „Ziel war es, das Fachwerkgebäude auf einem niedrigen Energieniveau zu sanieren und gleichzeitig die historische Bausubstanz zu erhalten“, erklärt Berndt Rethfeld, Projektleiter bei der ConPlan GmbH.
Neben dem Erhalt des historischen Charakters sollte die Domkurie zudem ökologisch nachhaltig beheizt werden und dem Standard eines modernen Niedrigenergiehauses entsprechen. Deshalb entschied sich der Bauherr für eine Pelletheizung mit einer Heizleistung von 42,72 kW. Durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe konnte so den Vorgaben entsprochen werden.
Da das Gebäude möglichst originalgetreu saniert werden sollte, wurde ein Großteil der Arbeiten von Hand ausgeführt. Für das neue Dach wurden ausschließlich Dachziegel verwendet, die älter als
50 Jahre sind. Für die Wände wurden nach historisch überlieferter Bautradition Lehmstrohziegel von Hand geformt und von den Handwerkern vor die äußere Fachwerkwand gemauert. Der dabei entstandene Hohlraum wurde anschließend mit einer modernen Wärmedämmung ausgeblasen, um so eine bestmögliche Isolierung zu gewährleisten.
Durch die Installation der Wandheizung wurde der Taupunkt nach außen verlegt