Eine alte Idee – ganz modern

Die Hamburger Mega-Gruppe ist ein Großhandelsunternehmen, das Handwerkern, die im Ausbau und bei der Sanierung und Renovierung von Gebäuden tätig sind, ein Vollsortiment bietet. Das Besondere dabei:

Die Kunden des genossenschaftlich organisierten Unternehmens sind zugleich seine Eigentümer.

„Mega“ ist in Technik und Wissenschaft ein Vorsatz, um Einheiten mit dem Faktor eine Million zu versehen; wörtlich bedeutet diese griechische Vorsilbe schlicht: groß. In der heutigen Jugendsprache wird „mega“ häufig adjektivisch benutzt, um Anerkennung oder Bewunderung auszudrücken. Auch wenn der Name der Mega eG einen viel profaneren Ursprung hat – die Abkürzung für: Maler Einkaufsgenossenschaft Altona –, treffen die anderen Bedeutungen auf das Unternehmen mit Stammsitz in Hamburg ebenfalls zu. Denn der 1901 gegründete Vollsortimenter gehört mit einem Jahresumsatz von 350 Millionen Euro nicht nur zu den Großen der Branche, auch die erfolgreiche Entwicklung von einer regional begrenzten Einkaufskooperation zu einem mit 100 Niederlassungen in Deutschland flächendeckend aufgestellten Lieferanten und Dienstleister fürs Handwerk verdient Anerkennung.

Gebündelte Interessen

Am Anfang und im Mittelpunkt dieser Entwicklung steht eine Idee: „Was dem Einen nicht möglich ist, das vermögen viele!“. Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat dieses Grundprinzip der Genossenschaften schon Mitte des 19. Jahrhunderts formuliert, damals als Reaktion auf eine Hungersnot. Doch die Idee, die wirtschaftlichen Interessen von vielen kleinen Nachfragern oder Anbietern zu bündeln, um die eigene Marktposition gegenüber Großkonzernen zu verbessern, hat nichts von ihrer Aktualität verloren. „Ziel unseres Unternehmens ist es, ein Regulativ zu sein, um unsere Kunden, die vielfach auch unsere Eigentümer sind, unabhängiger zu machen von der Marktmacht der großen Hersteller“, erklärt Volker König, Vorstandsvorsitzender der Mega-Gruppe. Man wolle Preisbilder so abliefern, dass sich andere daran ausrichten.

Tätigkeitsspektrum der Zielgruppe spiegeln

Das hört sich zunächst mal sehr edel und idealistisch an, doch um diesem Anspruch zu genügen, muss auch ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen betriebswirtschaftlich erfolgreich geführt werden. „Man kann als Genossenschaft für seine Mitglieder nur dann etwas bewegen, wenn man die Spielregeln des Marktes annimmt und beherrscht! Diesen Leitsatz hat mir mein Vorgänger und Mentor Walter Stüven mit auf den Weg gegeben“, beschreibt Volker König, der 1999 als Assistent der Vertriebsleitung bei Mega angefangen hat, das Spannungsfeld seiner Tätigkeit. So werde er zwar nicht von Quartalszielen getrieben, wie sie in Kapitalgesellschaften von den renditeorientierten Eigentümern erwartet würden, dafür müsse man aber auch eine viel breitere Produktpalette vorhalten und könne sich nicht auf Artikel beschränken, die sich gut verkaufen. „Wir wollen das gesamte Tätigkeitsspektrum unserer Zielgruppe spiegeln und halten dafür alle Produkte bereit, die die Handwerker benötigen.“

Das führt dazu, dass sich das Produktspektrum der Mega-Gruppe in ähnlicher Weise ausgeweitet hat, wie sich deren Kunden und Eigentümer neue Tätigkeitsfelder erschlossen haben. So gehören mittlerweile nicht nur die gängigen Materialen und Werkzeuge für Maler und Stuckateure zum Portfolio, sondern auch Produkte für die Betonsanierung, Wärmedämmverbundsysteme, Trockenbauprodukte und Bodenbeläge. Sogar Produkte, die nur regional von Bedeutung sind, beispielsweise bestimmte Putze, die traditionell nur in wenigen Gegenden verarbeitet werden, bleiben im Sortiment. Um diese Breite und Tiefe des Sortiments sicherstellen zu können, arbeitet man bei Mega mit fast 2000 Lieferanten zusammen. Dabei werden nicht nur die Erzeugnisse nahezu aller namhaften Hersteller vertrieben, etwa ein Viertel des Umsatzes erwirtschaftet man mit eigenen Produkten der Marken „Mega“ und „Megatex“. „Das sind eigene Marken – keine Eigenmarken“, stellt König klar. Der Unterschied liege sowohl in der Qualität als auch im Preis. So würden die eigenen Produkte im Vergleich mit Wettbewerbsprodukten getestet. „Wenn das Mega-Produkt dabei nicht auf dem ersten oder zweiten Platz landet, wird es vom Markt genommen oder verbessert“, beschreibt König den Qualitätsanspruch. Eigentlich logisch, dass solche Produkte dann eben nicht preisaggressiv vermarktet werden, wie eine Handelsmarke. Als Handwerkseigener Hersteller gehe es vielmehr darum, einen fairen und angemessenen Preis zu erzielen und so Markttransparenz herzustellen.

Entwicklung neuer Produkte

Die zweite wichtige Funktion der eigenen Produkte ist die Entwicklung von Neuheiten. „Wir bekommen von unserer Basis Vorgaben, was sie brauchen, oder wir überlegen uns selber Eigenschaften von Produkten, durch die die Arbeit erleichtert oder das Ergebnis verbessert werden kann“, beschreibt Volker König die Vorgehensweise für die Erstellung eines Lastenheftes für ein neues Produkt. So hat Mega einen Rollspachtel entwickelt, den es vorher so noch nicht gab und der jetzt von anderen Herstellern nachgemacht wird. Auch eine 2-K-Grundbeschichtung für Zink und Aluminium, die eine aufwendige Netzmittelwäsche überflüssig macht oder ein Geruchsentferner gehören zu den Mega-Neuheiten, ebenso wie ein Pinsel mit synthetischen Borsten, die die gleichen Eigenschaften haben wie hochwertige Chinaborsten.

In dieser Weise als Innovationstreiber am Markt zu sein erfüllt für Mega noch eine dritte wichtige Funktion: „Dadurch vermitteln wir unseren Eigentümern die Gewissheit: Die können was!“, erklärt Volker König.

Alte Idee – ganz modern

Darüber hinaus bietet Mega seinen Genossen eine Reihe weiterer Angebote, um die Akzeptanz bei der eigenen Klientel zu steigern. So gehört seit 1994 die Mittelstandskreditbank (MKB AG) zur Mega-Gruppe. „Die können zwar auch nicht alles anders machen, es gibt aber ein besonderes Verständnis für die Belange von Handwerksbetrieben“, betont Volker König. Häufig erhielten dort Handwerksunternehmen Kredite die nach den Prüf-
kriterien der Geschäftsbanken kein Geld bekommen hätten und in die Insolvenz getrieben worden wären.

In Zusammenarbeit mit der ebenfalls genossenschaftlich organisierten R+V-Versicherung bietet Mega seinen Genossen, wenn sie gleichzeitig auch Mitglieder einer Innung sind, außerdem eine kostenlose Forderungsausfallversicherung. Darüber hinaus wurde eine spezielle Lebensversicherung entwickelt, die einen kurzfristigen Kreditrahmen von 20  000 Euro beinhaltet, ohne dass die Lebensversicherung beliehen oder zurückgekauft werden müsste.

Auch wer keine Kredite, Versicherungen oder die Preisvorteile der Mega-Goldcard in Anspruch nimmt, profitiert finanziell von seiner Genossenschaft, denn das Unternehmen schüttet seine Gewinne an die Anteilsinhaber wieder aus. Zuletzt erhielten sie eine Dividende von 6 Prozent. Insgesamt sind schon mehr als 4 Millionen Euro ans Handwerk zurückgeflossen. Doch auch wenn solche Argumente eine Mega-Mitgliedschaft vor allem als ein gutes Geschäft erscheinen lassen, stellt König, dessen Eltern einen Raumausstatterbetrieb hatten und der später ein BWL-Studium absolvierte, eines unmissverständlich klar: „Eine Genossenschaft ist nichts für Egoisten!“

Wer nur auf seinen Vorteil bedacht sei, habe den Geist der genossenschaftlichen Idee nicht verstanden und werde sich früher oder später damit auch nicht mehr wohlfühlen. Für alle anderen gelte: „Die Genossenschaft ist eine alte Idee, die in vielerlei Hinsicht immer noch sehr modern ist!“

Ausblick

Die Mega-Gruppe setzt auch zukünftig auf  Wachstum. Mittelfristig sei geplant, in Süddeutschland ein ähnliches Verteilzentrum zu schaffen, wie den 2013 eingeweihten Standort in Hannover-Vahrenheide, verrät Volker König. Ziel ist es, in Deutschland flächendeckend verbreitet zu sein.

Autor

Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Mega und Megatex sind eigene Marken – keine Eigenmarken

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