Geputzte Bossen mit Glitzereffekt
Zwei Wohngebäude werden in Herne von 2 m hohen bossierten Sockeln in dunklem Anthrazit als
Gestaltungselement optisch miteinander verbunden. Um den Bossen einen Glitzereffekt zu verleihen, wurde in den noch nassen Putz Siliciumcarbid eingeblasen.
Vor der Renovierung muteten die beiden Gebäude am Hölkeskampring in Herne mit ihrer Farb- und Formensprache aus vergangenen Zeiten unscheinbar und trist an. Die einzigen Gestaltungselemente der bräunlich verputzten Wohnhäuser waren Klinker im Bereich der Giebel und Sockel sowie die durch versetzte Fenster betonten Treppenhausachsen. Im Rahmen der Sanierung der beiden Gebäude des Wohnungsvereins Herne eG wurden die Fassaden und Treppenhäuser modernisiert, neue Balkone angefügt und die Außenanlagen umgestaltet.
Spiel mit Materialität und Farbe
Ziel der Fassadengestaltung war es, den Mehrfamilienhäusern ein neues, modernes Gesicht zu geben, um sie sowohl für die Bewohner als für neue Mieter attraktiv zu machen. Dabei sollten beide Gebäude sofort als zusammengehöriges Ensemble erkennbar sein. Dipl.-Ing. (FH) Frank Schwarzwalder, Architekt für den Wohnungsverein Herne eG, setzt in seinen Entwürfen gerne Farbe als Gestaltungsmittel ein, bevorzugt in Kombination mit einer baulichen Akzentuierung. Bei den Gebäuden boten sich hierfür die Treppenhausachsen an. Eingerahmt von farbenfroh gestalteten Lisenen aus Polystyrol, bilden sie nun baulich wie optisch den Mittelpunkt der Gebäude. Mit ihren neuen Überdachungen wirken die Eingänge nun einladend, leicht und sehr transparent. Diese Leichtigkeit und Transparenz wird dadurch betont, dass der Farbfokus auf den neuen Lisenen liegt. Bei der Farbwahl griff man deshalb gezielt auf frische und beschwingt wirkende, moderne Farben zurück. Horizontal gliederte der Architekt die Mehrfamilienhäuser mit dunkel abgesetzten Bossen am Erdgeschosses und Sockel, die die Gebäude nicht mehr so hoch wirken lassen. Deren Oberkante orientiert sich mit Bedacht an den Fenstern, um mögliche „Lotprobleme“, wie sie bei Altbauten üblich sind, zu kaschieren. Zugleich erlaubt eine Bossierung bis zu einer Höhe von 2 m über der Geländeoberfläche, diese stärker belastete Teilfläche der Fassade im Falle von Verschmutzungen oder Beschädigungen mit geringem Aufwand nachbessern zu können. Als verbindendes Element ist die individuelle Bossierung gut geeignet, um sie auf das gesamte Ensemble zu übertragen.
Bossierung mit changierendem Glitzereffekt
Mit der Ausführung der Fassadenmodernisierung war die Sudowe Anstrich- und Beschichtungstechnik GmbH & Co KG aus Oberhausen beauftragt. Für die 2 m hohen Bossen verarbeiteten deren Mitarbeiter den organisch gebundenen Kratzputz „Rausan KR K3 3517“ im „SolReflex-System“ als TSR-Formulierung. Bei „SolReflex“ mit TSR-Formel (TSR steht für Total Solar Reflectance) handelt es sich um spezielle, besonders gut infrarotreflektierende Farbtonrezepturen, die ein Aufheizen der Oberfläche reduzieren und damit die Voraussetzung dafür schaffen, dunkle Farbtöne – wie hier das dunkle Anthrazit für die Bossen – einzusetzen.
Für den gewünschten Glitzereffekt wurde zusätzlich in den noch feuchten Putz „Siliciumcarbid 3538“ eingeblasen. Das aus Silicium und Kohlenstoff bestehende Material hat eine Körnung von 1 bis 3 mm und ähnelt in Aufbau und Eigenschaften dem Diamanten. Die Verarbeitung ist denkbar einfach: Der Kratzputz wird mit der Traufel auf Kornstärke aufgezogen. Tipp für die Verarbeitung: Abgezogenes Material nicht zurück in das Gebinde geben um strukturschwache Bereiche durch zu viel Feinanteil zu vermeiden. Anschließend wird die Fläche mit dem Kunststoffglätter strukturiert. Das glitzernde Korn wird dann einfach mit einer Trichterpistole in den frischen, strukturierten Kratzputz eingeblasen. Hierbei sollte man darauf achten, dass das Material in kreisenden Bewegungen im rechten Winkel zur Fläche aufgetragen wird. Generell eignet sich diese Art der Beschichtung ideal für in sich geschlossene Teilflächen. Besonders eindrucksvoll kommt der changierende Glitzereffekt bei dunkelgrauen Farbtönen zur Wirkung, da diese das graue Korn des Siliciumcarbids beinahe unsichtbar machen und nur noch das Glitzern zum Vorschein kommt.
Optimaler Fassadenschutz
Die in Weiß gehaltenen Hauptflächen der Fassaden erhielten einen Beschichtungsaufbau mit „Silicon-Putz KR K3“ und „Silicon Fassadenfarbe 918“. Das Brillux Siliconsystem zeichnet sich durch hohe Wasserabweisung und gleichzeitig sehr guter Diffusionsfähigkeit aus. Die Wasser abweisenden Eigenschaften gewährleisten einen optimalen Schutz und bieten gleichzeitig eine hohe Verschmutzungsresistenz. Für die aus Polystyrol hinzugefügten neuen Lisenen der Treppenhausachsen wurde „Evocryl 200“ in den gewünschten Farbtönen eingefärbt und als Schlussbeschichtung aufgebracht. „Evocryl 200“ ist eine reine Reinacrylat-Fassadenfarbe, die nicht nur die Farbtonwahl ermöglichte, sondern zudem auch eine besonders hohe Farbtonbeständigkeit garantiert und durch die „Evoflex“-Technologie dafür sorgt, dass sich Verschmutzungen gar nicht erst festsetzen können.
Autor
Dieter Klasen ist Produktgruppenberater Wärmedämm-Verbundsysteme bei der Firma Brillux in Münster.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr und Planung Wohnungsverein Herne eG, Herne, www.wohnungsverein-herne.de
Farbentwurf Wohnungsverein Herne eG gemeinsam mit Brillux Farbstudio Münster,
Putz- und Malerarbeiten Sudowe Anstrich- und
Beschichtungstechnik, Oberhausen,
Putz und Farbe Brillux, Münster, www.brillux.de