Ober- und Designputz aus Lehm
Die Verarbeitung von Ober- und Designputz aus Lehm erfordert handwerkliches Geschick, da eine nur wenige Millimeter dicke Putzschicht entsteht. Wir haben Handwerkern der Firma Kramp & Kramp aus Lemgo bei der Ausführung solcher Arbeiten über die Schulter geschaut.
Vorbereitung des Putzuntergrunds
Das A und O bei Arbeiten mit Ober- und Designputzen aus Lehm ist die Untergrundvorbereitung, denn der gesamte Putzaufbau ist am Ende nur wenige Millimeter dick. Jede Unebenheit würde sich durch die Putzschicht hindurchdrücken beziehungsweise abzeichnen. Der Untergrund muss daher nicht nur staubfrei, fest und trocken sein, sondern auch absolut eben und glatt beziehungsweise plan. Unebenheiten, Tapeten und Tapetenreste müssen entfernt werden, ebenso loser, hohl liegender Altputz. Auf den alten Putz klopft man mit dem Hammer und entfernt ihn überall dort, wo er hohl klingt und nicht mehr tragfähig ist. Tapeten perforiert man mit einem Nagelbrett oder Putzigel, streicht sie mit der Malerbürste oder dem Flächenstreicher satt mit Tapetenablöser mehrfach ein und holt die Tapeten sauber mit dem Spachtel herunter. Dort, wo nach Entfernen des Altputzes nacktes Mauerwerk zum Vorschein gekommen ist, sollte mit Kalk- oder Kalkzementputz ausgebessert werden. Nachdem dieser durchgetrocknet ist, wird darauf und auf den Altputz satt „Tiefengrund und Festiger“ mit dem Flächenstreicher oder der Malerbürste aufgetragen. Damit ist die Wandoberfläche für den Auftrag des Lehmoberputzes vorbereitet. Alternativ kann hier auch mit der Grundierung „Die Gelbe“ aus dem Claytec- System gearbeitet werden.
Anrühren der Lehmputzmasse
Claytec liefert seinen „Lehmoberputz fein“ – „fein“, weil er mit einem Korndurchmesser von 0,6 mm tatsächlich sehr fein ist – im 25 kg-Sack und den „Yosima“-Designputz im 20 kg-Eimer. Beide Putze werden in einem Mörtelkübel (Maurerbütt) unter Zugabe von etwa 20 bis 23 Prozent Wasser (5 bis 6 Liter pro 25 kg-Sack und etwa 5,5 bis 6,5 Liter pro 20 kg-Eimer) mit dem Handrührgerät durchgearbeitet, bis eine homogene Masse entsteht, die dann erst einmal 20 bis 30 Minuten ruhen (sumpfen) muss. Michel Souren, Maurer bei der Firma Kramp & Kramp aus Lemgo, empfiehlt beim Anmischen des Designputzes zunächst mit 5 Litern Wasser zu beginnen, „dann die Masse durchrühren und schauen, ob der Putz noch mehr Wasser braucht“, so Michel Souren. Letztendlich ist die Konsistenz der Putzmasse aber auch vom Saugverhalten des Untergrunds abhängig. Wenn die etwa 20 Minuten Sumpfzeit um sind, wird mit der Kelle die an der Wand des Mörtelkübels klebende Putzmasse abgenommen, in den Kübel zurückgegeben und alles noch einmal ordentlich mit dem Handrührgerät durchgearbeitet. Damit ist die Putzmasse für den Auftrag vorbereitet.
Arbeiten mit Lehmoberputz
Nachdem alle Fenster, Türen und sonstigen Einbauteile sauber mit Malerkrepp abgeklebt und mit Folie geschützt sind, befeuchtet der Putzer die Wandoberfläche mit einem Drucksprühgerät mit Wasser. Je nach gewünschter Schichtdicke zieht er den Lehmoberputz mit der 4er oder 6er Zahntraufel auf. Mit der 4er erhält man nach dem Zuziehen eine 2 mm dicke Oberputzschicht, mit der 6er entsprechend eine 3 mm dicke Schicht. Auf kritischen Putzuntergründen und dort, wo sich Risse zeigen oder der Altputz mit neuem Kalkzementputz ausgebessert werden musste, wird vollflächig Armierungsgewebe in die Putzschicht eingebettet. „Sonst könnten Risse entstehen, die bis ins Finish durchschlagen“, meint Andreas Schimpf, Maurermeister und Projektleiter bei Kramp & Kramp. Danach wir der flächig aufgezogene Lehmoberputz sofort mit der Traufel zugezogen. Nach etwa 5 bis 10 Minuten – die Putzoberfläche sollte noch feucht glänzen – wird diese mit dem Sprühgerät mit Wasser befeuchtet und mit der Traufel geglättet. Dadurch entsteht bereits eine sehr glatte und ebene Oberfläche.
Nach weiteren etwa 30 Minuten folgt anschließend das Filzen mit dem Schwammbrett. Hierzu tunkt man den Schwamm an den Enden kurz ins Wasser, damit er sich ein wenig vollsaugen kann, und reibt mit dem Schwammbrett in großen Kreisen mit Kraft, aber trotzdem gefühlvoll über die Putzoberfläche. „Man braucht schon Kraft dafür“, meint Michel Souren. „Andererseits muss man den Druck, mit dem man arbeitet, genau dosieren, da es sein kann, dass der Putz auf einer Fläche mehr und auf einer anderen weniger abgebunden hat. Mit gleichbleibend hohem Druck reißt man sich mit dem Schwammbrett sonst Riefen in die noch weiche Putzoberfläche.“ Das Gleiche gilt natürlich auch bei der folgenden Verarbeitung des Lehmdesignputzes. Beim Verarbeiten des Putzes sollten Fenster und Türen geschlossen gehalten werden, da Zugluft eine nicht gleichmäßige Trocknung zur Folge hätte.
Arbeiten mit Lehmdesignputz
Zunächst wird der getrocknete Lehmoberputz – wichtig ist, das dieser vollständig in ganzer Tiefe durchgetrocknet ist – mit dem Drucksprühgerät mit Wasser befeuchtet, um eine Haftung zu erzielen. Dann wird der Designputz mit der 4er Zahntraufel aufgezogen, so dass eine 2 mm dünne Putzschicht entsteht wenn wenn die Rillen der Traufel im zweiten Arbeitsgang zugezogen werden. Damit dies gelingt, muss die Putzmasse sehr „sämig“ sein, so „sämig“, dass sie schon bei leicht schräg gehaltener Traufel wieder herunterläuft. „Hier ist ein wenig Routine und Geschick gefragt, nach drei bis vier Kellenzügen merkt man aber schon, wie die Konsistenz sein sollte, die eher an Joghurt erinnert“, meint Michel Souren. Auch diesmal wird die Putzoberfläche nach dem Aufziehen der Masse mit der gezahnten Seite der Traufel anschließend mit der glatten Seite sofort zugezogen. Dann heißt es – je nach Saugverhalten des Untergrunds – etwa eine Stunde warten, bis die Putzoberfläche mit dem Schwammbrett in großen Kreisen abgerieben werden kann. Dies bezeichnet Michel Souren als „Vorscheuern“. Für die Ecken und an den Rändern der Putzfläche verwendet er einen Schwamm zum Nacharbeiten. Ihr abschließend gefilztes Finish erhält die Putzoberfläche erst nach einem weiteren „Scheuergang“ mit dem Schwammbrett. „Im Vergleich zum Lehmoberputz ist das Aufziehen des Designputzes mit der Traufel deutlich schwieriger, weil der Putz eher klebrig ist. Auf der anderen Seite ist die Oberflächenbehandlung, also das Filzen und Glätten echt top“, meint Michel Souren. Nachdem der Lehmdesignputz durchgetrocknet ist, was etwa nach zwei bis drei Tagen der Fall ist, muss die Oberfläche mit einem „weichen“ Besen gründlich abgekehrt werden.
Auf die Lehmoberputzflächen, die keinen Designputz erhielten, wurde weiße Silikatfarbe (mit 5 Prozente Dispersionsanteil) mit der Lammfellrolle aufgetragen, so dass die Wasserdampfsorption des Lehms darunter im Wesentlichen erhalten bleibt. Außerdem hemmt auch die Silikatfarbe die Bildung von Schimmelpilz. Die angrenzenden Designputzflächen wurden zu deren Schutz mit Klebeband abgeklebt und mit dem Beschneidepinsel sauber ausgeführt.
Design mit guter Raumluft vereint
Der Putzaufbau mit „Yosima“-Designputz als Finish sieht nicht nur sehr gut aus, er ist auch raumklimatisch ein Gewinn: Mit der Wasserdampfsorptionsklasse WS 3 ist er in der Lage, Feuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und sie erst dann daran abzugeben, wenn die Luft wieder trockener geworden ist. Ein Effekt, der vor allem über die Fläche funktioniert – es bedarf hierfür also nur einer wenige Millimeter dicken Lehmputzschicht. Das verhindert die Bildung von Kondenswasser auf der Wandoberfläche und damit auch die Bildung von Schimmel.
Im Internet finden Sie unter www.youtube.com/bauhandwerk einen Film, in dem Michel Souren von der Firma Kramp & Kramp die Verarbeitung vom Lehmoberputz und Lehmdesignputz „Yosima“ zeigt.
AutorDipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Baubeteiligte und
Herstellerindex (Auswahl)
Kalkzement- und Lehmputzarbeiten
Kramp & Kramp, Lemgo, www.kramp-lemgo.de
Handrührwerk
„Xo 6“, Collomix, Gaimersheim, www.collomix.de
Kalkzementputz
„K01“, quick-mix, Osnabrück, www.quick-mix.de
Lehmober- und Designputz
„Lehm-Oberputz fein 06“ und „Yosima“, Claytec,
Viersen, www.claytec.de
Silikatfarbe
„Silikat-Innenfarbe 327“, Mega, Hamburg,
Klebeband für Lehmputzoberflächen
„Das Goldene Innen“, Storch, Wuppertal,