Teil 3: Professionelle Distanz

In Teil Drei unserer Serie „Erfinder im Handwerk“ beschreibt Zimmermeister Hubert Nowack, wie er aus allgegenwärtigem Bauschaden klug wurde und ein ebenso simples wie effektives Verbindungssystem entwickelte, um der Witterung ausgesetzten Holzbauten eine deutlich längere Lebensdauer zu verschaffen.

Wann immer Holzkonstruktionen der freien Witterung ausgesetzt sind, besteht die Gefahr der frühzeitigen Zerstörung, zumeist an Knotenpunkten, wo Holzverbindungen im direkten Kontakt gezimmert sind. Die Ursachen sind Verrottung und Pilzbefall aufgrund von Staunässe und Durchfeuchtung, weiß Restaurator und Zimmermeister Hubert Nowack, Inhaber einer Zimmerei in Rottweil: „Wenn das Holz arbeitet, entstehen kleine Spalten, in denen sich Feuchtigkeit, Staub und Dreck absetzen können und sich dort lange halten, ohne dass das austrocknen kann –  ein ideales Klima für Pilze“, erläutert Nowack. Mitunter können sich die Schädigungen sehr schnell bemerkbar machen. Je nach Qualität des Holzes braucht es vielleicht zehn oder in extremen Fällen auch nur zwei Jahre: „Dann kommt der Blättling, und die Fäulnis breitet sich aus“, so der Zimmermeister.

Dem Blättling macht Nowack seit einiger Zeit schon das Leben schwer: Im Jahr 2003 musste ein Bauherr seine nur zehn Jahre alte, verrottete Pergola- und Balkonkombination abreißen. Nowack konnte ihn überzeugen, statt einen Ersatz aus Stahl zu wählen, erneut auf Holz zu bauen, diesmal aber unter Verwendung seiner Konzeption der luftumspülten Holzverbindung, bei der alle Knotenpukte nicht dicht an dicht zusammengefügt sind, sondern an der „frischen Luft“ liegen. An den vertikalen Verbindungsstellen halten dabei Ringkeildistanzdübel die Hölzer auf Abstand, über eine spezielle Rille im Dübel kann zusätzlich das Wasser ablaufen. Die Oberseiten der horizontalen Balken werden mit Abdeckblechen versehen, für die nötige Distanz sorgen an den waagerechten Kontaktstellen witterungsbeständige Polymerringe.

Und warum ist vor Ihm niemand auf diese Idee gekommen, Herr Nowack? „Das frag ich mich auch“, antwortet der Handwerker. Ein durchdachtes System habe es nie gegeben, nur improvisierte Lösungen, „da musste ich mir eben selber etwas ausdenken.“ Gesagt, getan: Diverse Bauaufträge haben Hubert Nowack und von ihm belieferte Kollegen mit seinem mittlerweile patentierten Verbindungssystem Nowa+ ausgeführt, unter anderem den Bau eines Glockenstuhls bei Hamburg und die Errichtung eines hölzernen Fluchttreppenturms für die Waldorfschule in Rottweil.

Auf der Messe Dach + Holz in Köln im Februar dieses Jahres erlebte Nowa+ nun einen richtigen „Run“. Das Interesse sei deshalb so groß, weil er „die Lösung für ein lange bestehendes Problem“ bietet und diese von den Holzbauern und Fachingenieuren auch erkannt wurde, sagt Nowack. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Für Terrassen, Carports, Brücken, Bootsstege und Kaianlagen Gitterkonstruktionen unter freiem Himmel wie Sendemasten, Kleinwindkraftanlagen, Aussichtstürme und -plattformen.. Und die Liste der Anwendungen lässt noch um einige interessante Varianten verlängern: „Zum Beispiel eine Holzachterbahn“, verrät Nowack, „das wäre mein Lieblingsprojekt.“

Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.nowa-plus.de


Wenn auch Sie im Handwerk etwas erfunden haben, teilen Sie uns dies per Mail an thomas.wieckhorst@bauverlag.de oder Tel. 0 52 41 / 80 10 40 mit. Dann stellen wir auch Sie und Ihre Erfindung in bauhandwerk vor.
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