Das Tieranatomische Theater entstand zeitgleich mit dem ebenfalls von Langhans entworfenen Brandenburger Tor
rund eine Million Gebäude stehen hierzulande unter Denkmalschutz. Doch diese könnten unterschiedlicher nicht sein. Neben historisch wertvollen Bauten, wie Jahrhunderte alte Kirchen, Burgen und Schlösser, steht auch High-Tech-Architektur, wie das Universitätsklinikum Aachen oder die Sportstätten der Olympischen Spiele 1972 in München, ebenso unter Denkmalschutz wie Verwaltungsbauten aus den 1950er und 1960er Jahren. Doch was die meisten Bundesbürger mit einem Baudenkmal verbinden, sind die zuerst genannten, historischen Kirchen, Burgen und Schlösser. Zum Beispiel das berühmte Dresdner Residenzschloss, das ebenso wie die dortige Frauenkirche im Wesentlichen wieder aufgebaut wurde. Wie dies mit viel Handwerkskunst vor allem mit Blick auf die Putz- und Stuckarbeiten vonstatten ging, stellen wir ab Seite 26 in dieser Ausgabe der bauhandwerk vor.
Während das Dresdner Schloss ein über fast 500 Jahre entstandener Mix aus unterschiedlichen Baustilen ist, lässt sich der Architekt des vor kurzem restaurierten und wieder eröffneten Tieranatomischen Theaters auf dem Gelände der Humboldt Universität in Berlin exakt benennen: Es war Carl Gotthard Langhans, der das Gebäude Ende des 18. Jahrhunderts entwarf. Die Bauarbeiten fanden zeitgleich mit dem Bau des ebenfalls von ihm entworfenen Brandenburger Tors statt. Doch während dieses zu allererst eine Stadtskulptur ist, bediente sich Langhans beim Bau des Tieranatomischen Theaters in gestalterischer und bautechnischer Sicht vielschichtiger: Formal diente ihm die Villa Rotonda des italienischen Renaissancebaumeisters Andrea Palladio als Vorbild, bautechnisch verwendete er zum ersten Mal in Deutschland eine Bohlenbinderkonstruktion als Tragwerk für die Kuppel. Was für die Entstehungsgeschichte dieses Gebäudes gilt, gilt mindestens im gleichen Maße für die Restaurierung des frühklassizistischen Juwels, die wir ab Seite 8 in diesem Heft in allen Einzelheiten vorstellen: Mit Quecksilber verseucht und mit einer durch Feuchte geschädigten Kuppelmalerei, galt es für die Architekten Thomas Müller und Klaus Pawlitzki vom Berliner Büro Müller Reimann Architekten und für die beteiligten Restauratoren mit größter Vorsicht vorzugehen, da selten so viel originale Substanz vorhanden ist. Umso erfreulicher ist es zu sehen, wie gut und beispielhaft diese Restaurierung gelungen ist.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht