Sanierung und Umnutzung des ehemaligen Schafstalls auf Haus Opherdicke in Holzwickede für den Museumsbetrieb

Das Büro Lindner Lohse Architekten BDA hat das alte Wirtschaftsgebäude auf Haus Opherdicke in Holzwickede denkmalgerecht saniert, restauriert und für den Museumsbetrieb nutzbar gemacht. Wo früher Schafe gehalten wurden, ist ein Ort für Museumspädagogik, Kunst und Handwerk entstanden.

Haus Opherdicke ist ein ehemaliger Adelssitz und ein Wasserschloss im Holzwickeder Ortsteil Opherdicke auf dem Haarstrang über dem Ruhrtal. Heute ist das Baudenkmal, dessen Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen, mit seinen historischen Räumlichkeiten, den über 300 m2 Ausstellungsfläche und dem angegliederten Skulpturenpark ein angesehenes Museum und ein Ort für Kunst und Kultur.

Flächen für den Museumsbetrieb

Der Schafstall auf Haus Opherdicke in Holzwickede wurde denkmalgerecht saniert und für den Museumsbetrieb umgebaut
Der Schafstall auf Haus Opherdicke in Holzwickede wurde denkmalgerecht saniert und umgebaut
Foto: Lindner Lohse Architekten BDA / Podehl Fotodesign


Der Schafstall auf Haus Opherdicke in Holzwickede wurde denkmalgerecht saniert und umgebaut
Foto: Lindner Lohse Architekten BDA / Podehl Fotodesign
Bereits 2009 wurde das Büro Lindner Lohse Architekten BDA aus Dortmund vom Kreis Unna mit der Sanierung und dem Umbau des Herrenhauses für museale Zwecke beauftragt. 2020 folgte die Aufgabe, auch den ehemaligen Schafstall zu sanieren. Dieser ist Teil der Vorburg und liegt dem Haupthaus direkt gegenüber. Das Bauwerk wurde mit den weiteren Wirtschafts- und Nebengebäuden um das 18. und  19. Jahrhundert errichtet und vor der Sanierung hauptsächlich als Lager und Unterstand für Gerätschaften genutzt. Ziel war es, durch die Sanierung und Nutzung des rund 557 m2 großen Gebäudes wichtige Flächen für den Museumsbetrieb von Haus Opherdicke zu schaffen und die damit verbundenen Arbeitsabläufe zu optimieren. Die Integration von hochwertigen Räumlichkeiten in dem alten Gebäude war dabei eine zentrale planerische Herausforderung. Beim Umbau legten die Planer und der Bauherr Wert darauf, den historischen und einfachen Charakter des Wirtschaftsgebäudes zu bewahren. Man entschied sich dazu, die baulichen Eingriffe auf das Notwendigste zu beschränken und auf größere Veränderungen zu verzichten.

Mauerwerk aus regionalem Ruhrsandstein

Der ehemalige Schafstall ist ein langgestrecktes, eingeschossiges Gebäude mit Pfettendach, das im Westen an die Veranstaltungsscheune und im Osten an die Hausmeisterwohnung grenzt. Vor der Sanierung befanden sich im Gebäudeinneren Lehmböden und auf kleineren Flächen klein- und großformatige Plattenbeläge sowie Ziegelpflaster. Die Fassade besteht aus Bruchsteinmauerwerk aus Ruhrsandstein und weist zum Teil aufwändig gemauerte Flächen mit Ziegelornamenten auf. Die Erdgeschossfenster verfügen über kleinteilige Gussrahmen sowie Einscheibenverglasungen und sind mit gemauerten Leibungen und Bogenstürzen sowie profilierten Werksteinsohlbänken ausgeführt. Zur Hofseite befinden sich zwei Toröffnungen, die ebenfalls mit gemauerten Bogenstürzen überspannt sind. Sämtliche Tür- und Toröffnungen sind mit Brettertoren verschließbar. Charakteristisch für die Hofseite ist der Treppengiebel mit großer Türöffnung und Spitzbogenfenster im Dachgeschoss. Die Traufen sind sowohl hof- als auch straßenseitig mit Ziegel-Ziergesimsen abgesetzt.

Platz für Kunst und Vermittlung

Für das Innere des alten Gemäuers entwickelte das Team von Lindner Lohse Architekten BDA ein architektonisches Konzept, welches das Gebäude in Längsrichtung teilt. Während hofseitig die Erschließungsachse mit kleinen Nebenräumen verortet ist, orientieren sich die Nutzungsbereiche zur Straße. Im Erdgeschoss wurden Räume für die Museumspädagogik, die Holz- und Passepartout-Werkstatt, Lagerräume und ein Personalaufenthaltsbereich sowie ein kleiner Sanitärbereich neu geschaffen. Das Herzstück des Umbaus ist das hochwertige Bilderdepot für den „Kunstbesitz Kreis Unna“, die Sammlung und Dauerleihgaben des Kreises sowie Leihgaben zu Ausstellungszwecken für die beiden Ausstellungshäuser in Opherdicke und Cappenberg in einer besonderen raumklimatischen und sicherheitstechnischen Umgebung.

Im Dachgeschoss befinden sich ein weiteres Lager und ein Raum für die Lüftungs- und Klimatechnik. Als verbindendes Element zwischen den beiden Ebenen dient die stählerne Spindeltreppe. Im Zuge des Umbaus wurde außerdem ein Durchgang zur angrenzenden Veranstaltungsscheune geschaffen und so die Funktionalität des Veranstaltungsbereiches entscheidend verbessert. Die Räumlichkeiten der Museumspädagogik können so auch als Backstage-Zone und Künstlergarderobe genutzt werden. Auch fanden logistische Anforderungen Berücksichtigung: Um ein trockenes Verladen der Ausstellungsobjekte zu ermöglichen, ist gewährleistet, dass ein Sprinter zum Be- und Entladen rückwärts ins Gebäude einfahren kann.

Größtmöglicher Erhalt der Bausubstanz

Unter den Bestandsstützen wurden neue Einzelfundamente gegossen Unter den Bestandsstützen wurden neue Einzelfundamente gegossen
Foto: Lindner Lohse Architekten BDA

Unter den Bestandsstützen wurden neue Einzelfundamente gegossen
Foto: Lindner Lohse Architekten BDA
Alle Arbeiten fanden in enger Abstimmung mit der LWL-Denkmalpflege und der unteren Denkmalbehörde der Gemeinde Holzwickede statt. Die Außenwände aus Bruchstein wurden saniert, gefestigt, neu verfugt und innenseitig entweder mit einem natürlich hydraulischen Kalkputz oder einer Schlämme beschichtet. Die Westwand der Museumspädagogik wies noch bauzeitliche Putzfragmente auf. Hier entschied sich das Projektteam für eine schonende Restaurierung, Sicherung und das teilweise Belassen der steinsichtigen Wand. So kann den Nutzern und Besuchern des Gebäudes ein Eindruck der alten Bausubstanz in ihrer Vielschichtigkeit vermittelt werden. Ein Restaurator wurde damit beauftragt, die historischen Putze sorgfältig anzuböschen, so dass diese nicht abblättern, und mit einer Kalkmilch zu hinterspritzen, um eine verbesserte Verbindung zum Hintermauerwerk herzustellen. Neue Putzflächen wurden ergänzt, farblich angeglichen und Eisenteile lackiert und erhalten.

Auch die Gründung und der Wärmeschutz waren Teil der Umplanung: Der Boden im Erdgeschoss wurde um etwa 50 cm ausgeschachtet, erhielt eine neue gedämmte Betonsohle sowie neue Wände zur Unterteilung der Räume, die den Anforderungen an die neue Nutzung gerecht werden. Die verbliebenen gusseiserne Stützen wurden im Bestand belassen, gereinigt, mit einem dämmschichtbildenden Lack versehen und der Lastabtrag über neue Betonfundamente gewährleistet. Die im Bereich des Depotraumes befindliche, bauzeitliche Innenwand aus Ziegelmauerwerk wurde abgebrochen und die neuen Depotwände zur Gebäudeaussteifung herangezogen. Um die klimatischen Anforderungen an den Raum erreichen zu können, war es erforderlich, innenseitig eine neue Wand vor der Außenwand aus Bruchstein zu errichten.

Die alten Bestandsfenster blieben erhalten. Sie wurden gereinigt, ausgeglast und die Gussbauteile erhielten einen Korrosionsschutz sowie ein neues Anstrichsystem. Rauminnenseitig gewährleistet eine zusätzliche, neue Fensterebene den Wärmeschutz und die Dichtheit. Die Türen und Tore wurden mit neuen Aluminium- und Stahlelementen geschlossen. Die Holztore arbeiteten die Handwerker auf. Sie blieben vor den Türen und Toren erhalten. Um die bauphysikalischen Anforderungen im Bereich der Tore und Türen zu lösen, putzen die Handwerker elektrische Wandheizungen in den Leibungen ein. In den Fensternischen des Dachgeschosses fanden Fledermausquartiersteine ihren Platz.

Restaurierung des Bruchsteinmauerwerks

Die bauzeitlichen Putzfragmente sowie schmiedeeiserne Einbauten an der Westwand des Schafstalls wurden konserviert und schonend restauriert Die bauzeitlichen Putzfragmente sowie schmiedeeiserne Einbauten an der Westwand des Schafstalls wurden konserviert und schonend restauriert
Foto: Lindner Lohse Architekten BDA / Podehl Fotodesign

Die bauzeitlichen Putzfragmente sowie schmiedeeiserne Einbauten an der Westwand des Schafstalls wurden konserviert und schonend restauriert
Foto: Lindner Lohse Architekten BDA / Podehl Fotodesign
Teil der Bauarbeiten waren zudem aufwändige Restaurierungsarbeiten an der Bruchsteinfassade aus Ruhrsandstein. Die Steine sowie die Fugen waren von der Witterung stark angegriffen und standen teilweise kurz vor dem Verfall. Lose Elemente wurden daher entnommen und je nach Substanz wieder vermauert oder durch Ruhrsandstein ausgetauscht. Das Hauptaugenmerk der Fugensanierung lag auf der Wiederherstellung der Wasserführung der Fassade. Die Fugen bauten die Handwerker bis auf die tragfähige Substanz hin zurückgearbeitet und reparierten sie mit NHL-Mörtel. Um den Ansichtsanteil von Bruchstein- und Fugenflächen nicht in Konkurrenz zu bringen, wurden die Fugen leicht zurückliegend eingebaut. Im Bereich des Giebels galt es zudem, die Standsicherheit wiederherzustellen. Den Treppengiebel bauten die Handwerker komplett ab, wobei sie für die Ziegelornamente vor dem Abbau spezielle Schablonen anfertigten. Altmaterial aus einer Börse für historische Baustoffe diente anschließend zur Rekonstruktion des Treppengiebels gemäß seinem ursprünglichen Erscheinungsbild.

Der Sockel erhielt eine neue vertikale Abdichtung. Hierzu trugen die Handwerker einen hochwertigen mineralischen Sperrputz auf.

Fazit

Durch den sensiblen Umbau ist es den Projektbeteiligten gelungen, dem ehemaligen Schafstall auf Haus Opherdicke eine neue Nutzung und Bestimmung zu geben und dabei gleichzeitig der historischen Bausubstanz die entsprechende Wertschätzung entgegenzubringen. Die Sanierung der Fassade wurde vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert.

Autorin

Malina Drees, M.A. Architektur Media Management, ist zuständig für die Unternehmenskommunikation beim Büro Lindner Lohse Architekten BDA in Dortmund.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherr

Kreis Unna – Der Landrat,
Stabsstelle Kultur und Tourismus

Projektleitung

Kreis Unna – Der Landrat,
Fachbereich Bauen und Planen – SG 60.3

Architektur

Lindner Lohse Architekten BDA,
Dipl.-Ing. Architekt BDA Frank Lohse und  
Dipl.-Ing. Architektin Corinna Cardaun, Dortmund,
lindner-lohse-architekten.de

Denkmalpflege

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Holzwickede Bauverwaltung

Bauphysik

ITAB, Dortmund, itab.de

Tragwerksplanung, Brandschutz und SiGeKo

HEG Ingenieure, Dortmund,
www.ingenieure-heg.de

Mörtelgutachten

GTB Kirchner, Moers, www.gtb-kirchner.de

Rohbau-, Innenputz-, Maler- und
Trockenbauarbeiten

bauplus Heckmann GmbH, Hamm,
www.heckmann-bauplus.de

Historische Innenputzarbeiten und
Brandschutzanstriche

wibbeke denkmalpflege, Geseke,
wibbeke-denkmalpflege.de

Natursteinarbeiten

Naturstein Häder, Greven,
www.naturstein-haeder.de

Fenster- und Rohrrahmentüren

Seibel und Weyer, Bottrop,
www.seibelundweyer.de

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