Wie sich verölte oder verfettete Betonflächen beschichten lassen
Verölte und verfettete Betonflächen machen eine Sanierung schwer. Abbruch oder Instandsetzung? Das ist hier die Frage. Wir stellen spezielle Systeme vor, mit denen belastete Bauteile erst gereinigt und danach beschichtet werden können.
Ölbelastete Bodenflächen benötigen spezielle Sanierungs-Methoden
Fotos: Manfred Schröder
Abbruch würde zunächst bedeuten, dass der verunreinigte Boden abgetragen und als Sondermüll entsorgt werden müsste, was mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Die nachfolgenden Bauarbeiten würden, abgesehen von den Kosten, eine entsprechende zeitliche Verzögerung für die Wiederinbetriebnahme, somit Produktionsausfall über einen längeren Zeitraum und folglich weitere Kosten, mit sich bringen.
Spezielle Instandsetzungs-Systeme
Eine unmittelbare Beschichtung der verölten oder verfetteten Böden mit für Beton- und Zementestrichflächen einzusetzenden Reaktionsharzsystemen kommt nicht in Frage. Eine Untergrundvorbereitung durch Flammstrahlen hat nur im oberflächennahen Bereich bei weniger tiefgreifender Einwirkung von Ölen und Fetten Aussicht auf Erfolg.
Deshalb wurden für die Instandsetzung und Beschichtung derart belasteter Bauteile spezielle Systeme entwickelt, die dieser besonderen Problematik gerecht werden. Dabei besteht die Lösung in der Kombination eines geeigneten Reinigungsverfahrens mit einer auf feuchte Flächen applizierbaren, das Restöl/-fett verdrängenden Grundierung, auf die nachfolgend verschiedenartige Mörtel und Beschichtungen aufgebracht werden können.
Vorbereiten der Betonoberfläche
Die Untergrundvorbereitung eines verölten Betons erfolgt mit beheiztem Druckwasserstrahler und speziellen oberflächenaktiven Substanzen
Foto: Manfred Schröder
Je nach Stärke der Kontamination des Betons wird dieser Vorgang gegebenenfalls wiederholt, eventuell auch mehrfach, so dass eine mehrere Zentimeter tief gereinigte Zone resultiert. Abschließend wird mit reinem Wasser nachgereinigt. Ein mechanisches Aufrauen der Betonoberfläche erübrigt sich in den meisten Fällen, da langjährig beanspruchte Böden, um die es sich meist handelt, nach der zuvor beschriebenen Behandlung eine entsprechend griffige Oberflächentextur aufweisen.
Grundierung
Einbürsten einer Epoxidharz-Spezialgrundierung auf den frisch von Öl gereinigten, noch feuchten Betonboden
Foto: Manfred Schröder
Infolge der guten Penetration und wasserverträglichen Formulierung werden hohe Haftzugfestigkeiten am Untergrund erzielt, die bei fachgerechter Ausführung über den in den Regelwerken geforderten Werten liegen. Soweit das trotz Kohäsionsbruch im Beton nicht der Fall sein sollte, ist davon auszugehen, dass eine zu geringe Zugfestigkeit des verbliebenen Betons keinen höheren Abreißwert trotz guter Haftung ermöglicht, was für die mechanische Belastbarkeit des Bodens berücksichtigt werden muss.
Letztlich sind auch bei diesem Verfahren für alle anwendungstechnischen Voraussetzungen und Maßnahmen die Angaben zur Ausführung des jeweiligen Herstellers der Produkte maßgebend.
Beschichtung
Beschichteter Boden in einem Lok-Schuppen
Foto: Manfred Schröder
Schlussbetrachtung
Als alternative Vorbereitung des Untergrunds käme das Flammstrahlverfahren in Betracht. Durch das hierbei verwendete Acetylengas-Sauerstoff-Gemisch mit einer Flammkegeltemperatur von etwa 3200 °C werden organische Verschmutzungen und somit auch Öle und Fette in der oberflächennahen Schicht des Betons verbrannt und der Beton durch Abspratzen in 2 - 4 mm Dicke abgetragen. Da hierbei in etwa 1 cm Tiefe bei normalem Vortrieb jedoch nur noch rund 60 °C gemessen werden, ist die Tiefenwirkung sehr begrenzt. Infolge der Viskositätserniedrigung durch den Wärmeeintrag ist mit bald wieder aufsteigendem Öl zu rechnen. Diese Art der Untergrundvorbereitung hat jedoch dort Vorteile, wo nur die Randzone des Betons verölt beziehungsweise das Einbringen größerer Wassermengen nicht tragbar ist.
Es ist jedoch bei tiefgreifender Einwirkung nicht auszuschließen, dass auch nach dem zuvor beschriebenen Verfahren noch Öl im Unterbeton verbleibt. Hierüber können Kernbohrungen Aufschluss geben. Soweit hierdurch keine Umweltgefährdung vorliegt, sei es, dass eine darunterliegende Abdichtung vorhanden ist oder das Restöl nicht das gesamte Bauteil erfasst und somit auch nicht nach außen abgegeben werden kann, ist dieser Fall unbedenklich. Anderenfalls können Rückbau und Neubau der ausgebauten Teile erforderlich werden, so dass die Vorteile des Verfahrens nicht zum Tragen kämen.
AutorDipl.-Ing. Manfred Schröder ist freier Architekt, Sachverständiger und Fachdozent für Betoninstandhaltung. Er lebt und arbeitet in Gaiberg bei Heidelberg.
Literatur
Manfred Schröder und 10 Mitautoren:
Instandhaltung von Stahlbeton
Anleitung zur sachkundigen Planung und Ausführung
8., überarbeitete und erweiterte Auflage 2022
expert verlag, Tübingen