Volksbäder der Jahrhundertwende hatten wenig mit Hallenbädern von heute zu tun
die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in vielen deutschen Städten erbauten Volksbäder hatten wenig mit den Hallenbädern unserer Tage zu tun, die in erste Linie als Sport- oder Spaßbad erbaut werden. In den Badetempeln der Jahrhundertwende ging es in erster Linie um die Verbesserung der Hygiene, denn Badezimmer gab es in den Mietshäusern ringsum nicht. Zwar besaßen auch die Volksbäder in der Regel ein 20 m langes Schwimmbecken, im Wesentlichen suchten die Badegäste es jedoch wegen der Kabinen mit den Duschen und Wannen auf. Eine Tafel an der Kabinentür zeigte die Badezeit an und bevor diese zu Ende war, schlug der Bademeister an die Kabinentür, um den Badegast darauf aufmerksam zu machen, dass es höchste Zeit war, sich abzutrocknen und anzuziehen.
Ein solches Bad steht auch heute noch in Gera. Allerdings war dies aufgrund der zuvor beschriebenen Art der Nutzung für einen modernen Badebetrieb nicht mehr zu gebrauchen und dringend sanierungsbedürftig. Einen Ausweg bot die Erweiterung des historischen Gebäudes um eine zeitgemäße Schwimmhalle mit 25 m langem Becken. Wie die Handwerker den Altbau sanierten und daran ein neues Gebäude nach Plänen des Büros Veauthier Meyer Architekten anbauten, sehen Sie ab Seite 24 in dieser Ausgabe der bauhandwerk. Ein weiterer prominenter Vertreter des städtischen Volksbades ist das von 1899 bis 1902 in Berlin Prenzlauer Berg nach Plänen des Architekten Ludwig Hoffmann errichtete Oderberger Stadtbad. Schon in den 1980er Jahren lief durch einen riesigen Riss im Boden das Wasser aus dem Schwimmbecken, so dass bis in die 1990er Jahre nur noch die Duschen und Badewannen in Benutzung waren. Typisch für Berlin, typisch für den Prenzlauer Berg diente das leere Becken für Partys und Events. Lange Zeit war eine Wiederbelebung des Badebetriebs oder gar eine neue Funktion nicht denkbar, denn auch bei einer Umnutzung musste das öffentliche Stadtbad reaktiviert werden. Die damit verbundenen Kosten hatten Investoren gescheut, bis das benachbarte GLS Sprachenzentrum auf das Gebäude aufmerksam wurde. Wie nach Plänen des Architekten Mathias Jensch vom Büro cpm aus dem Oderberger Stadtbad ein Hotel wurde, bei dem man das Becken sowohl zum Schwimmen als auch für Veranstaltungen mit bis zu 800 Gästen nutzen kann, lesen Sie ab Seite 18 in diesem Heft.
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Die Volksbäder der Jahrhundertwende hatten wenig mit den Hallenbädern unserer Tage zu tun