Umbau der Münchner Paulaner-Brauerei zum Verwaltungszentrum

Seit die Brauerei Paulaner ihren Produktionsstandort an den Stadtrand verlagert hat, entsteht in München ein neues Viertel zum Wohnen und Arbeiten. Unter anderem wird dabei ein klassizistisches Gebäude zum Verwaltungszentrum umgebaut. Der denkmalgeschützte Gewölbekeller musste abgedichtet werden.

So eine Chance bekommt eine Stadt nicht alle Tage: Mitten in München räumt die Paulaner Brauerei ein Areal von 90 000 m2, so dass dort dringend benötigte Wohnungen, aber auch Büros, Geschäfte, Kindertagesstätten und Grünanlagen entstehen können. Insgesamt 3000 bis 3500 Menschen werden dort in einigen Jahren in einem bunt gemischten Quartier leben. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Oberbürgermeister Christian Ude höchstpersönlich an der Jury teilnahm, die 2013 in einem städtebaulichen Wettbewerb den besten Entwurf für die Nachnutzung des Geländes auswählte.

Zwischen den neuen Wohnhäusern bleibt das Unternehmen Paulaner nur noch mit seinem Verwaltungssitz und einer kleinen Schaubrauerei präsent. Diese liegt im so genannten „Eiswerk“, einem besonders geschichtsträchtigen Ort. Denn hier errichtete Carl von Linde 1881 eine Eismaschine, die es erstmals ermöglichte, große Biermengen das ganze Jahr über zu kühlen – bis dahin war die Bierproduktion in den warmen Monaten vom 24. April bis 29. September verboten gewesen. Die Maschine, weltweit die älteste, die noch an ihrem Originalort steht, ist gut erhalten und bietet als Technikdenkmal das perfekte Ambiente für Veranstaltungen der Brauerei.

Authentisches Fragment

Weniger gut erhalten war dagegen das andere Denkmal auf dem Areal: der „Zacherlbau“ aus dem Jahr 1822. Er hatte im Zweiten Weltkrieg schweren Schaden genommen und war danach notdürftig wiederaufgebaut worden, so dass von dem klassizistischen Gebäude nur ein paar Fassaden, der Gewölbekeller und die Torhalle hinterm Haupteingang noch original sind – bei der Halle wird eine Mitwirkung des großen klassizistischen Baumeisters Leo von Klenze vermutet. Diese unter Schutz stehenden Elemente wurden nun in einen Neubau integriert, der die Hauptverwaltung der Brauerei aufnimmt. Auf drei oberirdischen Geschossen können 250 Angestellte arbeiten. Das kompakte Bauwerk sorgt für kurze Wege und erlaubt eine hierarchiefreie Belegung. Es umschließt ein Atrium, so dass alle Büros natürlich belichtet sind: Sie schauen entweder nach außen in die städtische Umgebung oder in den zentralen Patio. Die Grundrisse sind flexibel und ermöglichen dank Skelettbauweise unterschiedliche Belegungen – sei es als Zellen-, Kombi- oder Gruppenbüro. Dadurch lässt sich das Gebäude auch künftig an die sich rasch wandelnden Erfordernisse der Arbeitswelt anpassen.

Das Atrium reicht bis ins Untergeschoss, so dass auch dessen Räume in den Genuss von Tageslicht kommen. Der urige alte Gewölbekeller dient dabei als Bankett- und Veranstaltungssaal. Durch die Umnutzung vom einfachen Lager- zum hochwertigen Aufenthaltsraum musste er zuverlässig vor leicht drückendem Wasser geschützt werden. Da es keine Querwände gibt, die in die Außenmauern des Kellers einbinden, war eine Abdichtung von innen ohne Unterbrechung möglich. Die Remmers Fachplanung entwickelte dafür einen Wandaufbau aus insgesamt sechs Schichten, welche die Klinger GmbH aus Regensburg auf die Kellerwände auftrug.

Undurchlässige Barriere in der Senkrechten

Zunächst brachten die Handwerker den „Spezial Vorspritzmörtel nach WTA“ in wenigen Millimetern Dicke auf. Er egalisiert das unterschiedliche Saugverhalten der vorgefundenen Wandflächen, denn diese bestehen nicht vollflächig aus altem Backstein, sondern waren im Lauf der Jahre stellenweise mit moderneren Hochlochziegeln ausgebessert worden. Auch den Materialwechsel von Stein und Fuge gleicht der Vorspritzmörtel aus.

Auf diesen Untergrund folgen 2 cm „Sperrputz“, der als wasserundurchlässiger Träger für die folgenden Schichten dient. Eine Faserarmierung verhindert dabei Risse, damit die Sperrwirkung gegen Wasser in flüssiger Form dauerhaft erhalten bleibt. Da der Putz jedoch gleichzeitig dampfdurchlässig ist, kann Restfeuchte aus dem Mauerwerk jederzeit in den Raum ausdiffundieren und weggelüftet werden.

Die anschließende „Sulfatexschlämme“ fungiert als Haftbrücke für den „Grundputz“ nach WTA-Merkblatt 2-9-04/D, der ebenfalls faserarmiert und dampfdurchlässig ist. Ihn trugen die Handwerker in einer Stärke von 1,5 cm auf. Mit seinem Porenvolumenanteil von über 50 Prozent eignet er sich besonders für salzbelastete Untergründe: Wenn nach einem Feuchteeintrag das Wasser verdunstet und das darin gelöste Salz beim Auskristallisieren sein Volumen vergrößert, kann es den Putz nicht aufsprengen, da dessen Poren das Salz aufnehmen.

Der „Sanierputz altweiß“, ebenfalls mit einer Dicke von 1,5 cm, fügt sich mit seiner Faserarmierung, Dampfdurchlässigkeit und Salzbeständigkeit in das mineralische Abdichtungssystem von Remmers ein. Darüber hinaus verhindert er Kondensatbildung auf der Oberfläche und erschwert damit die Schimmelbildung. Das Finish bilden 2 mm „Feinputz“, der aus gestalterischen Gründen mit Bürstenstrich aufgetragen wurde.

Keine Aufstiegschance

Ergänzend zu ihrer vertikalen Abdichtung wurden die Kellerwände auch mit einer Horizontalsperre versehen, die verhindert, dass Feuchte kapillar in die oberen Gebäudeteile aufsteigt. Hierfür kam „Kiesol C“, eine Creme auf Silanbasis zum Einsatz. Sie wurde im Bohrlochverfahren von außen kurz unterhalb der Kellerdecke in die Wände injiziert: Im Abstand von 12 cm bohrten die Handwerker horizontale Öffnungen von 12 mm Durchmesser ins Mauerwerk. Nach dem Entfernen des Bohrmehls ließen sie sich einfach verfüllen. Da die Creme bei Kontakt mit dem Mauerwerk zerfällt und sich von allein kapillar ausbreitet, entfiel das mühsame Verpressen. Stattdessen wurde das Einspritzrohr in die Bohrlöcher eingeführt und durch leichten Druck bei gleichzeitigem Herausziehen eine gleichmäßige Befüllung der Öffnungen erzielt.

Wenn die Kellerräume fertig eingerichtet sind, wird von dem Wandaufbau außer der obersten Schicht nichts mehr zu sehen sein. Aber man wird spüren und vor allem riechen, dass die sechs Schichten im Zusammenspiel mit der Horizontalsperre ihre Arbeit tun: Den typischen feuchten „Duft“, der in vielen Kellern mehr oder weniger unangenehm auffällt, wird es hier nicht geben. So können die Gäste bei einem Bankett ihr frisches Paulaner umso mehr genießen.

Autor

Jens Engel ist Produktmanager Bauten- und Fassadenschutz bei der Firma Remmers in Löningen.

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr Bayerische Hausbau, München

Nutzer Paulaner Brauerei Gruppe, München

Architekten Hierl Architekten BDA DWB, München, www.hierlarchitekten.de

CL MAP GmbH Masterplanung | Architektur |

Projektmanagement, München, www.clmap.de

Bautenschutz Klinger GmbH, Regensburg,

http://klinger-trockenlegung.de

Sanierungsprodukte Remmers, Löningen,

www.remmers.de

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