Holzfaserplatten und Lehmputz

Trockenbau wird meist assoziiert mit Gipskarton- und Gipsfaserplatten, die sehr guten Brandschutz bieten. Aber es gibt auch Alternativen, etwa das Trockenbausystem mit Holzfaserplatten und Lehmputz von Claytec. Wir zeigen, wie es in der Praxis auf der Baustelle aufgebaut wird.

Holzweichfaserplatten bestehen aus Hackschnitzeln und anderen Resten, die im Sägewerk anfallen. Das Holz stammt dabei vor allem von heimischen Nadelbäumen. Die Lehmputzträgerplatte aus Holzweichfasern „Base maxi“ von Claytec hat einen Dämmwert von 0,052 W/mK. Sie ist 25 mm dick, sehr fest und wegen des geringen Gewichtes von 6,25 kg/m² von einem Handwerker alleine gut zu montieren. Ihre Maße von 1,25  x 1,87 m erlauben es auch, zwei oder drei Felder mit Rastergrößen von 62,5 cm zu überspannen. Sowohl die liegende als auch die stehende Montage der Platte ist möglich. Mit einer Rohdichte von 250 kg/m³ hat die Platte eine hohe Druckfestigkeit. Bei einem Holzständerwerk ohne akustische Entkoppelung mit 60 mm flexibler Dämmung werden die für den Wohnbereich vorgeschlagenen Schallschutzwerte mit der „Base maxi“ erreicht. Eine zusätzliche Verbesserung des Schallschutzes erreicht man durch eine Entkoppelung, besonders bei der Verwendung von Schallschutzprofilen aus Metall.

Befestigt werden die Holzfaserplatten auf allen üblichen Trockenbauunterkonstruktionen. Diese  kann aus einem Holzständerwerk (8 x 5 cm) oder einem Metallständersystem bestehen.

Mit der Stich- oder Kreissäge lassen sich die Platten auf das gewünschte Maß zuschneiden. Bei der Montage muss man darauf achten, dass die Platten auf der Unterkonstruktion dicht und ohne Fugen aneinander stoßen. Befestigt werden sie mit Klammern, alternativ bieten sich Lehmbauplattenschrauben (5 x 50 mm) von Claytec an. In Bädern darf man natürlich nur rostfreie Befestiger verwenden. Zum System gehört auch ein Lehmklebe- und Armierungsmörtel, der in verschiedenen Varianten aufgezogen wird.

Armierung und Lehm-Dünnlagenputz

Für den Verputz müssen die Platten staubfrei sein. Fugen von mehr als 1 bis 2 mm Breite und Schraublochvertiefungen werden mit Lehmklebemörtel ausgespachtelt. Anschließend zieht man den Lehmklebe- und Armierungsmörtel von Claytec 3 mm dick auf die Platte auf. Er kann ebenso mit der Putzmaschine angespritzt werden. Mit einer Druckfestigkeit von 3,9 MPa und einer Haftfestigkeit von 0,85 MPa gewährleistet der mit Zellulose stabilisierte Mörtel die Festigkeit der gesamten Konstruktion.

In die noch nasse Putzoberfläche wird ein Flachsgewebe flächig eingearbeitet. Die Endbeschichtung ist mit mehreren Materialien möglich. Wir stellen vier Varianten vor.

Einfacher Putz

Für einen schlichen Putz den Lehm-Oberputz von Claytec 2 bis 3 mm dick aufziehen und die noch nasse Oberfläche reiben. Nach dem Trocknen die Grundierung „Die Weisse“ auftragen. Abschließend wird die Oberfläche mit Streichputz oder Lehmfarbe gestrichen.

Glatte Oberfläche

Auf einen 2 bis 3 mm aufgetragenen Oberputz wird zum Schließen der Poren 0,5 mm Lehmspachtel aufgetragen. Das Material ist schleifbar, so dass damit Oberflächen der Qualitätsstufe Q3 möglich sind. So lässt sich eine optisch ähnliche Oberfläche wie bei einer herkömmlicher Trockenbauweise erreichen, wie sie im gewerblichen Bereich gewünscht wird. In Kombination mit einem schlichten weißen Anstrich entsteht die gewohnte Optik für Büro- und Wohnräume.

Edler Lehmputz

Eine der schönsten und vielfältigsten Beschichtungen ist der „Yosima“-Lehmputz. Dazu wird der Unterputz besonders sorgfältig und eben vorbereitet.  Dann wird der Designputz „Yosima“ von Claytec etwa 2 mm dick aufgezogen, fein gerieben oder geglättet. Nach dem Trocknen wird er mit wenig Wasser oder ganz trocken abgewischt.

Dicker Lehmputz und Wandflächenheizung

Ein dickerer Lehmputz verbessert den Schallschutz. Für einen Putz bis zu 15 mm Dicke wird die Fläche mit einer Grundierung, etwa „Die Rote“ von Claytec, vorbereitet. Bei mehr als 15 mm Dicke, etwa für Wandflächenheizungen, wird ein Lehmklebe- und Armierungsmörtel mit einer Zahnspachtel aufgezogen. Bei dick aufgetragenen Putzen muss eine entsprechend lange Trocknungszeit eingehalten werden.

Fazit

In der einfachsten Variante ist der Preis für den Trockenbau mit Holzfaserplatten und Lehmputz ähnlich einer vergleichbaren Lösung mit Gipsfaserplatten. Der Brandschutz des hier beschriebenen Trockenbausystems ist aber noch nicht nachgewiesen. Gips bietet sicherlich einen besseren Brandschutz. Lehmputze auf Holzweichfaserplatten sorgen aber auf jeden Fall für ein angenehmes Wohnklima.

Autor
Dr. Michael Willhardt betreibt das Büro für Öffentlichkeitsarbeit Willhardt & Wosnitzka in Duisburg. Er ist als freier Autor unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk tätig.
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2017

Ober- und Designputz aus Lehm

Putz liegt als Finish für Wandoberflächen im Trend – besonders dann, wenn er aus Lehm ist. Claytec bietet mit „Yosima“ eine Designputzkollektion mit insgesamt rund 140 Farben, die sich mit...

mehr
Ausgabe 05/2017

Umbau eines Hühner- und Schweinestalls zum Wohnhaus

Harald Scheer arbeitet als Betriebsleiter einer Biogasanlage, seine Frau Sylvia Scheer ist Erzieherin. Ihr Hof ist seit Jahren in Familienbesitz. Die Scheers wohnen zur Zeit noch auf etwa 300?m² im...

mehr
Ausgabe 03/2012

Mit Holzfasern und Lehm

Das denkmalgeschützte Gebäude spiegelt die Umbruchsituation in der Bauweise solcher Ackerbürgerhäuser im ausgehenden 19. Jahrhunderts wider. Über Jahrhunderte hinweg waren diese als reine...

mehr
Ausgabe 11/2018

Lehmputz an der Decke

Thomas Steiner spr?ht im Obergeschoss des Einfamilienhauses in Rietberg 2 bis 3 mm Lehmputz auf die Decken

Über den Totalumbau eines 1965 in Rietberg errichteten Wohnhauses haben wir in bauhandwerk schon mehrfach berichtet. Angefangen mit der Anbringung eines WDVS auf den Außenmauern ging es an den...

mehr
Ausgabe 11/2017

Kaum ein Baustoff erlaubt eine so vielfältige Oberflächengestaltung wie Putz

kaum ein Baustoff erlaubt dem Handwerker eine so vielfältige Oberflächengestaltung wie Putz. In Abhängigkeit vom Material (Zement, Kalkzement, Kalk oder Lehm) und den vom Handwerker zum...

mehr