Lehmputz an der Decke
Der Betrieb von Thomas Steiner ist auf Lehmbauarbeiten spezialisiert. Beim Umbau eines Einfamilienhauses in Rietberg brachte er den Lehmputz mit der Putzmaschine an die Decke. Das geht viel schneller und leichter als mit der Traufel von Hand.
Über den Totalumbau eines 1965 in Rietberg errichteten Wohnhauses haben wir in bauhandwerk schon mehrfach berichtet. Angefangen mit der Anbringung eines WDVS auf den Außenmauern ging es an den Innenausbau. Beim Aufbau einer Leichtbauwand aus Gipskarton- und OSB-Platten konnten wir für die Montage des Metallständerwerks das Direktbefestigungsgerät „BX 3 L 02“ und für die Befestigung der Beplankung den Trockenbauschrauber „SD 5000-A22“ (beide von Hilti) ausprobieren.
Die Bauarbeiten schreiten im Gebäude weiter zügig voran. Ein Aspekt liegt für die Bauherren dabei auf der Verbesserung der raumklimatischen Bedingungen in ihrem künftigen Eigenheim. Daher entschieden sie sich für das Schlaf- und Kinderzimmer im ersten Obergeschoss für einen dünnen Lehmputz. Da die feuchtepuffernde Wirkung von Lehm in den ersten paar Millimetern Schichtdicke stattfindet, der das Raumklima begünstigende Effekt also eher über die Fläche, als über die Materialdicke funktioniert, reichen wenige Millimeter Lehmputz aus. Als Auftragsfläche wählten die Eigentümer aber nicht die Wände, die in der Regel den Lehmputz bekommen, sondern die Decken, und beauftragten Thomas Steiner mit den Lehmputzarbeiten.
Lehm kommt dank Putzmaschine zügig unter die Decke
Der Betrieb von Thomas Steiner aus Rietberg führt sämtliche Maurerarbeiten im Alt- und Neubau aus, darunter auch Sonderwünsche im Lehmbau. Thomas Steiner ist Meister und geprüfter Restaurator im Maurerhandwerk. Sein Betrieb findet sein Aufgabengebiet vor allem in der Fachwerksanierung und Denkmalpflege. Die dabei gewonnenen Fertigkeiten konnte Steiner auch gut für die Lehmputzarbeiten beim Umbau des Einfamilienhauses in Rietberg nutzen. Er weiß aus Erfahrung, dass ein Auftrag von Lehmputz an der Decke von Hand mühsam und daher wenig sinnvoll ist. Daher entschied er sich auch auf der Baustelle in Rietberg für die Verarbeitung eines fertigen Lehmputzes von Conluto mit einer Putzmaschine. Die Maschine „PFT Swing“ ist die kleinste Förderpumpe des Herstellers PFT, so dass man sie auf der Baustelle überall gut mit hinnehmen kann. Mit ihr können pastöse Massen mit und ohne Körnung ideal gepumpt werden. In Rietberg stellt Thomas Steiner die Putzmaschine im Erdgeschossflur auf. Er mischt den Lehm in der Maurerbütt auf der Ladefläche seiner Pritsche vor dem Gebäude an, schafft ihn eimerweise ins Haus hinein und beschickt damit die Putzmaschine. „Viel Lehm wird für den 2 bis 3 mm dicken Auftrag mit der Putzmaschine für die Decken ja nicht gebraucht“, meint Thomas Steiner. Die Putzmaschine pumpt die Lehmmasse über einen Schlauch die Treppe hinauf bis ins erste Obergeschoss, wo Lehmbauer Steiner sie dünn mit schnellen Bewegungen über eine Sprühdüse unter der Decke verteilt.
Eine glatte Oberfläche aus Lehm
Der Lehm lässt einem bei der Verarbeitung Zeit. Dennoch geht Thomas Steiner die Arbeit schnell von der Hand. Der Lehmputz kann mit der Maschine sogar ohne Vornässen direkt aufgetragen werden. In „Nullkommanix“ sind dann die vergleichsweise kleinen Deckenflächen im Obergeschoss des Einfamilienhauses in Rietberg dünn mit Lehm beschichtet.
Direkt im Anschluss folgt das Glätten der Fläche in mehreren Arbeitsschritten. Zunächst wird die leicht wellige Lehmputzoberfläche mit unterschiedlichen Flächenspachteln nacheinander abgezogen, bis eine weitgehend glatte Oberfläche entstanden ist. Einzelne Unebenheiten und Grate ebnet Maurermeister Thomas Steiner gezielt mit der Traufel ein. Am Ende wird die Fläche mit dem Richtscheit in großen Schwüngen abgezogen und noch existierende Grate mit dem Flächenspachtel geglättet, bis eine perfekte Lehmputzoberfläche entstanden ist.
Voraussetzungen für ein perfektes Arbeitsergebnis
Wichtig ist bei solchen Lehmputzarbeiten und auch im Anschluss daran, dass die Fenster und Türen auf der Baustelle beziehungsweise im Gebäude geschlossen gehalten werden, damit keine Zugluft im Raum entstehen kann, da diese eine ungleichmäßige Trocknung der Lehmputzflächen zur Folge hätte.
Dass es sich beim Putz unter der Decke um Lehm handelt, soll man nach Wunsch der Eigentümer auch nach Abschluss der Putzarbeiten sehen können. Die Putzoberfläche bleibt so erdfarben, wie sie von Natur aus nun einmal ist – ohne Anstrich. Damit bleibt die feuchtepuffernde Wirkung, die sich positiv auf das Raumklima auswirkt, optimal erhalten. Natürlich wäre auch ein Anstrich mit einer dampfdiffusionsoffenen Lehm-, Kalk- oder Silikatfarbe möglich gewesen.
AutorDipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Baubeteiligte (Auswahl)
Lehmputzarbeiten
Thomas Steiner Baudenkmalpflege, Rietberg,
https://bauen-mit-steiner.de
Herstellerindex (Auswahl)
Lehmputz Conluto, Blomberg, www.conluto.de
Putzmaschine „PFT Schwing“, Knauf PFT, Iphofen, www.pft.eu