Putz aus Kalk und Lehm nachhaltig verarbeiten
Mehr Menschen wollen nachhaltig handeln und leben. Immer mehr versuchen, die Dinge so zu erhalten, wie sie sind und nur so viel zu verbrauchen, wie auch wieder nachwachsen beziehungsweise entstehen kann. Was das mit Kalk- und Lehmputzen zu tun hat, beantwortet der folgende Beitrag.
Nachhaltigkeit hat in Bezug auf Putzsysteme und Bauprodukte vorrangig mit dem Einsatz der Primärenergie zur Gewinnung von Rohstoffen, den Transportwegen, dem Zusammenwirken mit beziehungsweise dem Verzicht auf Zusätze, der Art der Verwendung, deren Auswirkung auf den Menschen und der Haltbarkeit sowie Lebensdauer der Produktsysteme zu tun. Im Empfinden der Handwerker gelten insbesondere Lehm- und Kalkputze als ökologisch und nachhaltig.
Lehm: alter Baustoff – zeitgemäße Nachhaltigkeit
Mit Lehm bauen heißt, modern und nachhaltig bauen. Lehm ist fast überall zu finden, lange Transportwege entfallen. Der Abbau ist einfach, es sind nur geringe thermische Prozesse zur Trocknung des Tonminerals nötig. Somit erfolgt nur ein geringer Einsatz von Primärenergie, und die Verarbeitung erfolgt ohne den Zusatz von chemischen Stoffen.
Lehm wird deshalb auch zukünftig ein gefragter Baustoff bleiben, weil er ökologisches Wohnen sehr einfach möglich macht und als Baustoff Nachhaltigkeit garantiert. Lehmputze sind diffusionsoffen und besitzen eine optimale kapillare Leitfähigkeit, so dass Feuchtigkeit bestmöglich transportiert werden kann. Lehmputze sind wegen ihrer Masse gute Wärmespeicher und geben aufgenommene Wärme gleichmäßig als Strahlungswärme wieder an die Raumluft ab. So schaffen Lehmwände nicht nur ein ganz besonders behagliches Wohngefühl, sondern helfen beim Energiesparen.
Einfachheit in der Anwendung
Rajasil Lehmputze erleichtern die Verarbeitung und Anwendung des lebendigen, alten Baustoffs Lehm. Lehm verfestigt sich, indem er trocknet. Durch Zugabe von Wasser wird er wieder plastisch und formbar. Da Lehmbaustoffe nicht chemisch abbinden, sondern physikalisch trocknen, ermöglicht die Anwendung ein zeitunabhängiges, entspanntes Arbeiten. Wichtig bei der Verarbeitung des Lehmputzes ist allerdings, dass hier immer nass-in-nass verarbeitet werden muss. Die Verknüpfung zwischen den einzelnen Putzlagen geschieht durch Verbindung der Tonmineralien und das kann nur im nassen Zustand passieren. Eine chemische Verbindung erfolgt bei der Austrocknung der Materialien nicht.
Gesundes Raumklima
Durch den Einsatz von Lehmputzen wird eine optimale Aufnahme der Luftfeuchtigkeit über die Innenwände erzielt. Eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 Prozent sollte in Wohnräumen nicht unter- und 70 Prozent nicht überschritten werden. Wände mit Lehmputz regulieren selbständig auf natürliche Weise das Raumklima, so dass sich die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 45 bis 55 Prozent einpendelt. Es ist zu beachten, dass eine weitere Beschichtung der Wände diesen Effekt verändern kann. Außerdem binden die im Lehm enthaltenen Tonminerale verschiedene Geruchs- und Fremdstoffe, halten Bakterien und Schädlinge fern und ziehen aufgrund ihrer antistatischen Eigenschaften kaum Staub an. Dies trägt zur Steigerung der Wohngesundheit und verbessertem Wohlgefühl bei. Vergleichbare Aussagen lassen sich auch für Kalkputze treffen.
Kalkputz nachhaltig – ohne Lösungsmittel, Konservierungsstoffe und Weichmacher
Der Baustoff Kalk zählt ebenfalls zu den ökologisch und gesundheitlich unbedenklichsten Baustoffen und sorgt erwiesenermaßen für stark reduzierte Emissionen in Innenräumen. Rajasil Kalkputze sind rein mineralische Putze, die fast ausschließlich aus den natürlichen Inhaltsstoffen Kalkstein, Marmor, Quarz und Sand, mit Kalk als mineralischem Bindemittel, bestehen. Sie enthalten keine Lösemittel, Konservierungsstoffe oder Weichmacher, vielmehr binden sie Schadstoffe wie Schwefeldioxid oder das Treibhausgas CO2. Als Baustoff erzeugen sie deutlich weniger Emissionen als andere Baumaterialien, sind diffusionsfähig und wasserdampfdurchlässig. Kalkputze balancieren die Feuchtigkeit in der Raumluft regelrecht aus, denn eine zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit und zu wenig Sauerstoff wirken sich negativ auf das Raumklima aus. Die poröse Oberfläche der Putze nimmt sogar Gerüche auf. Kalkputze überzeugen außerdem durch ihre natürliche Alkalität (hoher pH-Wert), sind dadurch antiseptisch und fungizid, was Schimmelpilzen den Nährboden entzieht.
Leichte Verarbeitung
Ob als Kalkputz, Kalkglätte, Kalkfilz- oder Kalkfeinputz – Rajasil Kalkputzsysteme bieten durch verschiedene Körnungen und Putzweisen eine einzigartige Strukturierbarkeit. Sowohl rustikaler Altbaucharme oder glatte, moderne Oberflächen in Neubauten… alles ist machbar und die Verarbeitung noch dazu sehr einfach. Als Grundputz wird der Kalkputz maschinell oder per Hand aufgebracht, abgezogen und aufgeraut. Der Oberflächenputz, entweder Rajasil Kalkglätte, Kalkfein-, Kalk-Renovier- oder Kalkfilzputz, wird per Kelle in gleichmäßiger Putzdicke aufgetragen und entsprechend gefilzt oder geglättet.
Kalk – ein altes Bindemittel und dennoch attraktiv
Unterschiedliche Kalkgesteine, wie weiche Kreide, reiner Muschelkalk oder auch Marmor bestehen hauptsächlich aus Calciumcarbonat, also Kalk, und kommen in riesigen Mengen fast überall auf der Welt vor. In die Vergangenheit und in die Ferne geblickt, entstanden die ägyptischen Pyramiden zwischen 2700 und 2550 v. Chr. aus über 2,5 Millionen Blöcken feinem Nummulitenkalk. Auch aus dem Leben der alten Römer war Kalk als Baustoff nicht wegzudenken. Anzuführen sind hier zum Beispiel die noch immer deutlich erkennbaren Reste der römischen Via Appia oder die Aquädukte. Auch bei Gestaltungstechniken, wie Sgraffito oder Freskomalerei bildet Kalk die Grundlage. Es verwundert somit nicht, dass Kalk als Baustoff, aber in all seiner Vielseitigkeit auch in der Industrie und Medizin, die Jahrtausende überdauert hat.
Fazit
Reizüberflutung, Stress oder Schadstoffbelastung durch Umweltverschmutzung … das sind längst nicht mehr nur Schlagwörter. Diese Faktoren beeinflussen zunehmend unser Wohlbefinden und führen bei vielen Menschen zu einer deutlichen Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Angesichts der Tatsache, dass Menschen in unseren Breitengraden fast achtzig Prozent ihrer Zeit in Innenräumen verbringen, liegt die Schaffung eines möglichst reizfreien und gesunden Raumklimas nahe. Dies kann durch den Einsatz von Lehm- und Kalkputzen gewährleistet werden. Welches Bindemittel in dem Putz die beste Wahl für Nachhaltigkeit, ökologische Wertung und auch in den Nutzungsanforderungen ist, hängt vielfach vom Nutzer selbst ab. Oft ist dies eine emotionale Entscheidung, die weniger mit einer Wertung der Nachhaltigkeit zu tun hat. Gleichwohl können Kunden sicher sein, mit Lehm- oder Kalkputzen zeitgemäße ebenso wie nachhaltige Materialien in ihren Wandaufbau einzubeziehen.
AutorinDipl.-Ing. Heike Pfaff war Rajasil Bauberaterin bei der Heck Wall Systems GmbH in Marktredwitz.