Umnutzung einer denkmalgeschützten Klinik in Heppenheim zum Wohnhaus
Eine ehemalige psychiatrische Klinik in Heppenheim sollte zu Wohnraum umgenutzt werden. Um den aufwendigen Umbau des Denkmals mit seinen schlossähnlichen Fassaden auch technisch in den Griff zu bekommen, setzten die Planer unter anderem auf eine Innendämmung von Remmers.
Mit dem Umnutzen bedeutender Altbauten kennt sich das Unternehmen Terraplan aus. Die Nürnberger Immobilienexperten haben sich auf hochkarätige – auch schwierige – Denkmale spezialisiert, die sie sanieren und für Wohnzwecke adaptieren. Zu den bekanntesten Projekten zählt das ehemalige Speisehaus der Nationen, das 1936 vor den Toren Berlins für die Olympischen Spiele errichtet worden war. Aber auch im früheren Gästehaus der DDR, einem Sechzigerjahrebau neben Schloss Schönhausen, hat das Unternehmen Wohnungen geschaffen.
Schlossähnliches Krankenhaus
Jüngstes Beispiel ist nun der Umbau einer Klinik, die auf halber Strecke zwischen Heidelberg und Darmstadt idyllisch an der Bergstraße liegt. Wer sich von Süden über die Bundesstraße der Kleinstadt Heppenheim nähert, wird gleich am Ortseingang von dem imposanten Baudenkmal begrüßt. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Schloss mit mehreren Flügeln, die einen repräsentativen Ehrenhof umarmen und in einen weitläufigen Park eingebettet sind. Tatsächlich handelt es sich jedoch um die ehemalige „Großherzogliche Landesirrenanstalt“, wie das Ensemble bei seiner Fertigstellung im Jahr 1866 noch genannt wurde. Hat man das Pförtner- und das Kutscherhaus passiert, die den Eingang zum 5,4 Hektar großen Gelände flankieren, gelangt man zu einem Rondell und steht vor dem ehemaligen Verwaltungstrakt. Er bildet den Mittelpunkt der symmetrischen Anlage, die sich auf E-förmigem Grundriss erhebt. Zur Linken schließen sich der einstige Krankentrakt für Frauen, zur Rechten derjenige für Männer an.
Die Fassaden aus gelbem Sandstein sind im Stil des Klassizismus gestaltet. Gegliedert und aufgelockert werden sie von durchlaufenden Gesimsen, die wie die Fenstergewände aus rotem Sandstein bestehen. Der Verwaltungstrakt als Dreh- und Angelpunkt des Gesamtensembles ist mit Risalit, Dreiecksgiebel und Portikus etwas reicher geschmückt. Die Bauten strahlen Ruhe und Ordnung, aber keine übermäßige Strenge aus. Gleiches gilt für den Park, der den Patienten Entspannung für Körper und Geist bieten sollte.
Neustart nötig
Knapp 150 Jahre diente die Klinik als Krankenhaus, doch irgendwann waren die sehr weitläufigen Gebäude mit ihren langen Korridoren für einen effizienten Betrieb nicht mehr geeignet, und die Klinik zog in einen Neubau um. Für den Altbau suchte man 2013 in einem Bieterverfahren, an dem sich Teams aus Investoren und Architekten bewerben konnten, nach einem wirtschaftlich tragfähigen Konzept für die Nachnutzung. Hier konnte sich das Unternehmen Terraplan zusammen mit dem Berliner Planungsbüro Raumwandler.de durchsetzen. In den Gebäuden entstehen in mehreren Bauabschnitten 177 Eigentumswohnungen, die als „The Bergstraße – Sports & Country Club“ vermarktet werden. Der Name spielt auf die attraktive Lage am Ortsrand mit Bezug zur freien Landschaft an, aber auch auf den wertvollen Park und auf die Extras, die das Ensemble nach dem Umbau bereithält: Den Bewohnern stehen ein gemeinsamer Fitnessbereich und eine Sauna zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es für besondere Anlässe einen rund 60 Quadratmeter großen Saal mit TV-Lounge und Teeküche, der sich für Familienfeiern und Ähnliches nutzen lässt – alles untergebracht in den urigen Kellerräumen, die von schweren Steingewölben überspannt werden. Dort ist auch für jede Wohnung ein abschließbares Weinregal vorgesehen, in dem sich edle Tropfen bei optimalem Klima lagern lassen. Die Kellerräume, von den meisten Projektentwicklern eher stiefmütterlich behandelt, erhalten hier nicht nur eine attraktive Nutzung, sondern sind wesentlicher Teil des Gesamtkonzepts: „Terraplan hat es sich zur Aufgabe gemacht, Marken-
immobilien zu schaffen – sich vom Markt abzuheben und den Eigentümern und Mietern ein Unikat zu bieten“, betont Geschäftsführer Gerhard Trubel.
In den oberen Geschossen werden für die Wohnungen Balkone angebaut, Terrassen ins Dach geschnitten, Treppenhäuser mit Aufzügen geschaffen und die Grundrisse neu aufgeteilt. Anbauten aus der Nachkriegszeit werden abgebrochen, so dass der zentrale Verwaltungsbau wieder freisteht. Bei den Maßnahmen zum Energiesparen setzte das Denkmalamt durch, dass die neuen Fenster wieder Sprossen bekommen und dass das Gebäude nur von innen gedämmt wird, um die klassizistischen Natursteinfassaden erhalten zu können.
Platzsparend und effektiv
Aus Sicht des Bauherrn war es wichtig, eine möglichst dünne Dämmung zu finden, für die nicht zu viel Wohnfläche geopfert werden muss. Diese Bedingungen erfüllt „iQ-Therm“ von Remmers. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,031 W/mK ermöglichte dieses Dämm-
system, bei den dünneren Bestandswänden mit einer Dicke von nur 50 mm auszukommen, bei den dickeren Wänden reichten sogar nur 30 mm. Das Geheimnis des Dämmstoffs: Er wartet mit dem geringen Wärmedurchgang einer PUR-Hartschaumplatte auf, bietet aber eine deutlich bessere Wasserdampfdiffusionsfähigkeit. Denn die Platte ist mit regelmäßigen, senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen versehen, die werkseitig mit einem speziellen, hoch kapillaraktiven mineralischen Material verfüllt sind. Dadurch wird eine Tauwasseransammlung innerhalb des Wandaufbaus vermieden. Feuchtigkeit kann zum Raum hin ausdiffundieren.
Doch auch die Feuchte durch Regeneintrag spielt eine Rolle. Weil das Bestandsmauerwerk nach Aufbringen der Dämmung im Winter kälter ist, kann es langsamer abtrocknen und es stellt sich über die Jahre mehr Feuchte ein, die im Fall der alten Klinikbauten eine potenzielle Gefahr für Holzbauteile wie die einbindenden Deckenbalken hätte darstellen können. Um dieses Risiko abzuschätzen, wurde das Dresdner Ingenieurbüro Dr. Scheffler mit einer hygrothermischen Berechnung beauftragt. Diese ergab, dass es ausreichte, bei den Fassaden fehlenden Fugenmörtel zu ergänzen, um den Wassereintrag zu reduzieren. Im Vorfeld hatte die Remmers Fachplanung Bohrproben des Mauerwerks entnommen, um die Feuchtebelastung zu analysieren.
Weil bei der Innendämmung die Verarbeitung im Gesamtsystem wichtig ist, wurden die Platten mit dem Klebemörtel „iQ-Fix“ auf der Wand befestigt und anschließend mit „iQ-Top Spachtelputz“ überputzt. Die Laibungen von Fenstern und Türen dämmten die Handwerker mit speziellen, besonders schlanken Platten. „iQ-Therm L-15“ und „L-30“ bieten eine Wärmeleitfähigkeit von 0,028 W/mK und sind nur 15 beziehungsweise 30 mm dick. Das Zusammenspiel der Regel- und der Sonderplatten verhindert, dass an den neuralgischen Punkten Wärmebrücken entstehen. Das energetische Konzept und den Wärmeschutznachweis erstellte das Energieberatungsbüro Preiß aus Schwäbisch Gmünd.
Weil die Fassaden bei diesem Gebäude den Löwenanteil der Wärmeverluste ausmachten, trägt die Innendämmung entscheidend zum Energiesparen bei. Nach der Überarbeitung aller Hüllflächen des Gebäudes sinkt der Heizwärmebedarf um rund zwei Drittel. Der Umbau zum Wohnhaus sorgt also nicht nur dafür, dass das Baudenkmal weiter genutzt werden kann, sondern dass es auch aus ökologischer Sicht bestens für die Zukunft gerüstet ist.
AutorJens Engel ist Produktmanager Bauten- und Fassadenschutz bei der Firma Remmers in Löningen.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr terraplan Baudenkmalsanierungsgesellschaft mbH, Nürnberg, www.terraplan.de
Architektur raumwandler.de, Berlin
Bauleitung CMF + Partner, Koblenz, www.cmfpartner.de
Hygrothermische Nachweisführung zur Innendämmung Ingenieurbüro Dr. Gregor Scheffler & Partner, Dresden, www.ib-scheffler.de
Wärmeschutznachweis Energieberatung Preiß, Schwäbisch-Gmünd, www.gipser-preiss.de
Analytische Untersuchung Bernhard RemmersInstitut für Analytik, Löningen, www.brifa.de
Eingesetzte Remmers-Produkte Innendämmung iQ-Therm 50, 30 und 15, Klebemörtel iQ-Fix, Spachtelputz iQ-Top, Abschlussbeschichtung iQ-Paint, Remmers, Löningen, www.remmers.com