Fassade der St. Petri Kirche in Dresden gereinigt
Anlässlich ihres 130-jährigen Bestehens sollte die Fassade der denkmalgeschützten St.-Petri-Kirche in Dresden erstmals vollständig saniert werden. Die Reinigung der Fassade übernahm die Thoralf Hase Fassadenreinigung, die von dem Kooperationspartner Graffitti-ex unterstützt wurde.
Die St.-Petri-Kirche ist ein Wahrzeichen des Dresdener Stadtteils Leipziger Vorstadt. Das in neugotischem Stil aus Backstein errichtete und mit Terracotta-Elementen verzierte Gotteshaus wurde im Jahr 1890 nach knapp zweijähriger Bauzeit geweiht. Bei Luftangriffen während des 2. Weltkriegs brannten Kirche und Pfarrhaus aus, eine Granate traf den Kirchturm. Der Wiederaufbau begann im Jahr 1951, die erneute Weihung fand 1955 statt. Die erste Sanierung wurde in den 1990er Jahren vorgenommen, weitere Instandsetzungen an Dachkonstruktion, Fassade, Kirchenfenstern folgten. Allerdings wurden die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Gotteshaus aus Kostengründen nie vollständig abgeschlossen. Erst im Jahr 2019 beauftragte die Selbständige Dreieinigkeitsgemeinde das Büro für Architekturplanung und Denkmalpflege in Dresden mit der denkmalgerechten Wiederherstellung der unsanierten Fassadenteile an der Südseite des Hauptgebäudes und dem Ost-Anbau. Zum 130. Geburtstag der evangelisch-lutherischen Kirche sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
In Jahrzehnte alten Schmutz gehüllt
Die Fassadensanierung erwies sich als besondere Herausforderung. Auf dem zu säubernden Mauerwerk und den Terracotta-Elementen klebte eine fast eineinhalb Jahrhunderte alte verkrustete Patina aus Staub, Ruß, Öl und Schmutz, am Ostflügel kamen Wasserschäden hinzu. Um das Bauwerk sachgerecht zu sanieren, hatte das Architektenbüro diverse Materialproben genommen und eine Reinigungslösung entwickelt, die ausgeschrieben wurde: Die Klinker sollten mit einem Hochdruck-Gerät und Verwendung eines Steinreinigers, die Terrakottaelemente mit einer Kombination aus Hochdruck- und Jos-Strahlverfahren behandelt werden.
Der Auftrag zur denkmalgerechten Fassadenreinigung ging an das Dresdner Unternehmen Thoralf Hase Fassadenreinigung und wurde in Kooperation mit Graffitti-ex aus Dresden ausführt. Beide Firmen sind auf die Entfernung von Schmutz, Moos, Algen und Graffitis von Oberflächen spezialisiert und genießen aufgrund ihrer Kompetenz bei der Instandsetzung historischer Baumaterialien einen guten Ruf, der weit über Sachsens Landesgrenzen hinausgeht.
Reinigen, sanieren, schützen
Die Fassadenreinigung der unsanierten Teilbereiche an der St.-Petri-Kirche wurde in drei Phasen untergliedert: Im ersten Schritt mussten die Klinker und die Terracotta-Elemente vollständig gereinigt werden, danach erfolgten die Sanierung der Wasserschäden und der Verfugung. Wenn die durch die Reinigungsarbeiten ins Mauerwerk eingetragene Feuchtigkeit abgetrocknet ist, wird abschließend eine diffusionsoffene Hydrophobierung auf alle Flächen aufgetragen. Diese schütz das Mauerwerk und die Zierelemente künftig gegen Regen und Schmutz. Für die Durchführung der Reinigungsarbeiten am Anbau hat die Thoralf Hase Fassadenreinigung 12 Manntage errechnet.
Bausubstanz- und umweltschonende Reinigung
Nach der Einrüstung der Süd- und Ostseite des Gotteshauses am Großenhainer Platz begannen die Arbeiten zur chemischen Reinigung der Fassade und der reliefartigen Terracotta-Elemente. Sie wurden von den Spezialisten-Teams mit einem Heißwasser-Hochdruckreiniger und Zusatz eines flusssäurefreien Steinreinigers bearbeitet, wobei die jahrzehntealten Schmutzverkrustungen eine zweimalige Bearbeitung erforderlich machte. Während die frühere Schönheit der Backsteine wieder zum Vorschein gekommen war, waren auf den reliefartigen, aus Ton gebrannten Dekoren noch immer partielle, starke Verschmutzungen zurückgeblieben. Für die Nachreinigung setzten die Reinigungsspezialisten das Jos-Verfahren ein.
Bei dieser materialschonenden Methode werden ein feinkörniges Strahlmittel – in diesem Fall ein kubisch gemahlenes Dolomit-Steinpudermehl mit einer Härte nach Mohs von etwa 3,0 bis 3,5 – und Wasser mit einem Niederdruck von 3 bar durch eine spezielle Düsengeometrie „geblasen“. Bei dem dadurch erzeugten kreisförmigen Austritt des Reinigungsgemisches entsteht ein Wirbel, der – ähnlich einem Sandsturm – einen scheuernden Effekt hat. Dieser kann genutzt werden, um selbst schwerer zugängliche Bereiche und filigrane Ornamente wieder wie neu aussehen zu lassen. Auch bei den Terracotta-Elementen der St.-Petri-Kirche stellte das Verfahren sein Potenzial unter Beweis: Erstmals seit der Errichtung der Kirche präsentieren sie sich in ihrer originalen Ästhetik.
Schutzanstrich für die Zukunft
Im nächsten Schritt gingen die Dresdener Reinigungsexperten an die Sanierung der Wasserschäden. Im Laufe der Jahre hatten Feuchtigkeit und Salze dem Mauerwerk zugesetzt und zu unansehnlichen Gipskrusten geführt. Letztere wurden mit einer Spezialpaste behandelt, die auf die betroffenen Stellen aufgesprüht wurde. Die in der Paste enthaltenen, natürlichen Wirkstoffe binden Kalk und ausgetretene Mineralien. Das Gemisch trocknet dabei langsam aus und kann nach 3 bis 5 Tagen einfach abgebürstet werden. Im Anschluss erfolgte eine Behandlung mit Entsalzungskompressen. Diese enthalten ein Gemisch aus Cellulose, Betonit, Gesteinsmehl und destilliertem Wasser, werden auf die betroffenen Mauerwerkteile aufgelegt und nach dem Trocknen abgezogen. Danach werden die Verfugungen saniert. Wenn auch diese Arbeiten abgeschlossen sind, soll die Kirche einen diffusionsoffenen Hydrophobierungsanstrich erhalten. Er wird eine schnelle Wiederanschmutzung verhindern und das Gebäude zukünftig vor Feuchtigkeit schützen. Die St.-Petri-Kirche wird dann wie im Jahr 1890 herausgeputzt sein – und der 130. Geburtstag kann kommen.
AutorTorsten Höhne ist Geschäftsführer der Graffitti ex GmbH & Co. KG in Dresden.
Baubeteiligte (Auswahl)
Bauherr Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche, Dreieinigkeitsgemeinde Dresden, Dresden
Bauleitung Büro für Architekturplanung und
Denkmalpflege Jens-Uwe Anwand, Dresden,
Ausführung Thoralf Hase Fassadenreinigung, Dresden, www.fassadenreinigung-hase.de;
Graffitti-ex, Dresden, www.graffiti-ex.eu